Die Polizei legt den Verkehrssicherheitsbericht 2011 vor. Auf den Straßen des Kreises krachte es pro Tag durchschnittlich 17-mal.

Kreis Pinneberg. Auf den Straßen des Kreises Pinneberg hat es 2011 pro Tag durchschnittlich 17 Unfälle gegeben. Die am Donnerstag veröffentlichte Verkehrsstatistik spricht eine deutliche Sprache: mehr Unfälle und mehr Verletzte als im Vorjahr. Im Vergleich der vergangenen zehn Jahre gab es nur einmal höhere Unfallzahlen.

6172-mal wurde im Vorjahr die Polizei alarmiert, weil es auf den Straßen im Kreis gekracht hat. Das entspricht neun Prozent der in Schleswig-Holstein erfassten Verkehrsunfälle und einem Anstieg von 7,6 Prozent gegenüber 2010, als die Polizei noch 5738-mal gerufen wurde. Lediglich 2004 lag die Zahl der Verkehrsunfälle mit 6182 noch höher. Ebenfalls erschreckend ist, dass immer mehr Menschen bei Unfällen verletzt werden. 146 Schwerverletzte gab es 2011 - immerhin zehn mehr als im Jahr davor. Die Zahl der leicht verletzten Personen stieg sogar von 1096 auf 1189. Immerhin: Mit sechs Unfalltoten (2010: fünf Todesopfer) liegt der Kreis Pinneberg im Vergleich der vergangenen Jahre auf einem niedrigen Niveau.

+++ Langsam und sicher war gestern +++

Unter den Todesopfern befinden sich zwei Autofahrer. Ein 64-Jähriger starb am 20. Mai auf der K 8 in Haseldorf, nachdem sein Wagen von der Fahrbahn abkam und gegen einen Baum krachte. Ein 26 Jahre alter Mann erlag am 3. Juli auf der Wittenberger Straße in Elmshorn seinen Verletzungen, nachdem sein Fahrzeug nach rechts von der Straße abkam. Er war nicht angeschnallt.

"Jeder Unfalltote, jeder Verletzte und jeder einzelne Unfall ist einer zu viel", sagt Dirk Petersen, der stellvertretende Leiter der Polizeidirektion Bad Segeberg. Seine Kollegen würden alles dafür tun, die Zahlen zu senken. "Aber seien wir realistisch: Auf Null werden wir nie kommen." Trotz der gestiegenen Zahlen im Kreis Pinneberg bestehe kein Grund, das Konzept der Polizei, bestehend aus Prävention und Kontrollen, zu hinterfragen.

Die Hauptunfallursache ist der Mensch. Auf Platz eins der "Ursachen-Hitliste" stehen Fehler beim Abbiegen oder Rückwärtsfahren, gefolgt von Vorfahrtmissachtung und überhöhter Geschwindigkeit. In zwei Prozent der Fälle (133 Unfälle) standen die Fahrer unter Alkohol- beziehungsweise Drogeneinfluss. Während die Zahl der alkoholisierten Unfallfahrer um fünf Prozent sank, stiegen die Unfälle unter Drogeneinfluss um zwei Prozent an.

"Wir bemühen uns, so viele Kontrollen wie möglich zu machen, um den Druck auf die Autofahrer zu erhöhen, was Alkohol- und Drogen angeht", sagt Polizeisachgebietsleiter Bernd Steiner. Jedoch könnten die Beamten nicht jeden, der sich unter Einfluss berauschender Mittel hinters Steuer setzt, erwischen.

404-mal waren Radfahrer im vorigen Jahr an Unfällen beteiligt, 373 von ihnen zogen sich dabei Verletzungen zu. Beide Zahlen sind leicht angestiegen. Ein Todesopfer aus diesem Bereich ist zu beklagen: Ein 72 Jahre alter Radfahrer wurde am 17. Juni in Uetersen von einem Auto erfasst, nach dem er beim Abbiegen den vorfahrtberechtigten Pkw übersehen hatte."Am sichersten sind Radfahrer auf der Straße", sagt Verkehrsexperte Steiner. Das klinge paradox, jedoch seien sie dann im Sichtfeld der Autofahrer und daher ungefährdeter. Die meisten Unfälle ereignen sich in Grundstücksein- und Ausfahrten und sind auf die Unaufmerksamkeit von Autofahrern zurückzuführen.

Besonders stark ist der Anstieg bei Unfällen, an denen Fußgänger beteiligt waren. 105 solcher Unfälle (plus 10,5 Prozent) flossen in die Statistik ein, 100 Fußgänger wurden verletzt (plus 14,9 Prozent). Ein 23-Jähriger starb. Er spazierte alkoholisiert am Fahrbahnrand der L 261 in Hetlingen und wurde am 2. Juni um kurz vor Mitternacht von einem Auto erfasst. Auch ein Motorrollerfahrer verunglückte im Vorjahr tödlich. Er stieß am 4. September in Barmstedt (K 18) mit einem Auto zusammen, nachdem dessen Fahrer durch das Bedienen des Navigationsgerätes abgelenkt war und die Fahrbahn wechselte.

145-mal waren Motorradfahrer 2011 an Unfällen beteiligt. Die Zahl blieb im Vergleich mit dem Vorjahr gleich. Die Zahl der verletzten Motorradlenker sank um 2,4 Prozent auf 122. Besonders kritische Stellen gibt es im Kreisgebiet kaum. "Es liegt nicht an den Straßen, sondern an dem Verhalten der Verkehrsteilnehmer", sagt Winfried Schmidt, Verkehrssachbearbeiter für den Kreis. Ein Unfallschwerpunkt ist die B 431 zwischen Elmshorn und Neuendorf. Dort gab es 2011 sechs Unfälle. Auf der K 21 krachte es zwischen Elmshorn und Pinneberg zehn Mal. Entschärft wurde die L 110 im Bereich der Autobahnanschlussstelle Tornesch. Dank einer veränderten Ampelschaltung konnte die Zahl der Unfälle abgesenkt werden. Ein neuralgischer Punkt ist die Wittenberger Straße in Elmshorn. Schmidt: "Um die Situation zu verbessern, ist meist der Umbau eines Knotenpunkts notwendig. Und das scheitert häufig am Geld."