Wenn man die Texte des Rappers Bushido hört, dann kann einem schnell übel werden. In seinen Liedern verherrlicht der Mann, der eigentlich Anis Mohamed Youssef Ferchichi heißt, Gewalt und Kriminalität, verunglimpft Frauen, Schwule und Juden und hat auch noch Songs anderer Künstler verwendet, ohne diese um Erlaubnis zu fragen. Ist Bushido also ein typischer Rapper?

Ja und nein. Was Bushido macht, widerspricht fast vollständig den Ursprüngen des Raps. Doch solange er damit viel Geld verdienen kann, ist es ihm offenbar egal, dass die Kultur des HipHops, zu der auch der Sprechgesang gehört, nur wenig mit dumpfer Aggressivität zu tun hat, sondern vielmehr mit Anerkennung und Respekt.

Vor rund 40 Jahren begannen Afroamerikaner in den miesen Stadtteilen New Yorks damit, Geschichten aus ihrem Leben in Reimform vorzutragen, oft zu selbstproduzierten Beats. Respekt erwarb sich, wer diese Raps besonders gelungen präsentieren konnte. Gegenseitiges Niedermachen hingegen galt viele Jahre nur als ironische Spielerei - bis irgendwann kriminelle Rapper fast die komplette Szene beherrschten und Texte à la Bushido schrieben.

Vermeintlichen Ruhm erlangten etliche von ihnen vor allem dadurch, dass sie (wie etwa die Rapper Tupac und Notorious B.I.G.) auf dem Höhepunkt ihrer kurzen Karrieren erschossen wurden. Die meisten unbescholtenen Rapper zogen sich zurück, wurden (wie Will Smith alias The Fresh Prince) Schauspieler oder wechselten wie auch der Hamburger Jan Eißfeldt alias Jan Delay das musikalische Genre.