Vor 60 Jahren gaben die Briten die völlig zerstörte Nordseeinsel zurück

Helgoland. Seit 60 Jahren gehört Helgoland wieder zu Deutschland - dieses Jubiläum haben die Insulaner am Donnerstag groß gefeiert. Allerdings hatten einige Eingeladene abgesagt, weil es am Jubiläumstag so neblig war, dass keine Flugzeuge zur Insel fliegen konnten. Wirtschaftsminister Jost de Jager war dennoch gekommen: "Ich habe gesagt, wenn es den Leuten 1952 möglich war, mit dem Boot hierher zu kommen, dann muss es uns auch im Jahr 2012 möglich sein."

Zum Auftakt gab es einen Empfang im Rathaus. "Die friedliche Wiedereroberung war ein hartes Stück Arbeit", sagte Bürgermeister Jörg Singer vor etwa 50 Gästen. Bei dem Fest wollten die Helgoländer aber nicht nur zurückschauen, sondern auch Zukunftsfragen diskutieren. "Wir brauchen Visionskraft", sagte Singer.

Als große Chance für Helgoland bezeichnete Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) die Windenergie: "Eine großartige Zukunft liegt im Offshore-Geschäft", erklärte er. Doch auch Investitionen in die touristische Infrastruktur dürften nicht vernachlässigt werden. Er überreichte einen Förderbescheid für den ersten Bauabschnitt am Südstrand, der Erlebnispromenade werden soll.

Am 1. März 1952 hatten die Briten die Hochseeinsel an die Deutschen zurückgegeben. Mit Gästen war der damalige Ministerpräsident Schleswig-Holsteins, Friedrich-Wilhelm Lübke (CDU), an diesem Tag nach Helgoland gefahren. Am Südhafen wurden Flaggen gehisst, auf dem Festland läuteten die Glocken.

Die seit Ende des Zweiten Weltkriegs unbewohnte Insel war damals von Bombenabwürfen total verwüstet, Jahre harter Aufbauarbeit folgten. Der Wiederaufbau konnte beginnen, nachdem eine Munitionsräumgruppe etwa 200 000 Bomben, Granaten und andere Munitionsstücke nach Durchpflügen des gesamten Insellandes in der Nordsee beseitigt hatte.

Im Mai 1953 bereits entstanden die ersten Gebäude und die bunten Hummerbuden für die Fischer. 1958 konnte die Kirche St. Nicolai geweiht werden, und das Krankenhaus nahm seine Arbeit auf. Ein Großteil der Insulaner kehrte zurück auf den roten Felsen, und auch der Seebäderdienst nahm seine Arbeit wieder auf.

"Die Wiederfreigabe ist wie ein Geburtstag für die Insel, es war hier wieder ein Leben möglich", sagte der Leiter des Museums Helgoland, Jörg Andres.

Viele Insulaner nahmen am Gedenkgottesdienst anlässlich des Jahrestages der Wiederfreigabe um Mitternacht in der Helgoländer Kirche teil. Für eine Stunde war der Platz des Gedenkkranzes zum 1. März leer, wer eine Helgoländer Tracht anhatte, kam in dieser zum Gottesdienst.