Streit um Heizung eskaliert. Direktor wirft Stadt Verzögerung bei Bausanierung vor. Politiker reagieren mit Unverständnis

Pinneberg. Der Streit um die Heizung in der Pinneberger Theodor-Heuss-Schule kocht über. Am Mittwoch goss Matthias Beimel, Direktor des Gymnasiums, kräftig Öl ins Feuer. In einer E-Mail an die Schulpolitiker und an die Presse beklagt der streitbare Schulleiter die Auswirkungen der seit Jahre währenden Umbau- und Sanierungsarbeiten an der THS - und wirft der Stadt mutwillige Verschleppung vor: "Diese unglaubliche zeitliche Verzögerung könnte als gegen die Schule gerichtete Schikane wahrgenommen werden." Beimel spricht von "Wahnsinn" und dem unhaltbaren Zustand einer Dauerbaustelle. In den vergangenen Jahren waren fast zehn Millionen Euro in Sanierung und Ausbau des Gymnasiums geflossen.

Beimel führt bei seiner Kritik unter anderem die seit Sommer 2011 andauernde Sanierung und damit verbundene Sperrung von vier Klassenräumen, eine seit Herbst 2011 nicht behobene Dachleckage und den Einbau mangelhafter Fluchttüren an. Im Elternbrief heißt es: "Die Arbeiten vollziehen sich weiterhin im Schneckengang. Unter diesem atemberaubenden Sanierungstempo leiden vor allem die Schüler."

Von den Politikern erntet Beimel größtenteils Unverständnis für seine öffentliche Rundum-Attacke. "Wie viel Schaden will er seiner Schule noch zufügen?" fragt Angela Traboldt (SPD). "Die Verwaltung ist sehr bemüht, alles zum Wohle der Schule zu machen", sagt die stellvertretende Vorsitzende des Schulausschusses. Der Schulleiter male ein Bild, das nicht realistisch sei, sagt die Sozialdemokratin. Auch Uwe Lange, Fraktionsvorsitzender der Bürgernahen, verweist auf die hohen Investitionen. "Wenn die Politik in Pinneberg noch etwas bewegt, dann im Bereich Schulen und Kindergärten. Es ist ein Kraftakt. Herr Beimel bekommt eine runderneuerte Schule mit Mensa und allem drum und dran", sagt Lange.

Entbrannt war der Streit an der Heizung der THS. Nachdem die Regionalausgabe Pinneberg des Abendblatts berichtet hatte, dass bei auf Hochtouren laufender Heizanlage und offenen Fenstern Energie verpulvert wird, hatte Beimel erklärt, die Heizungen seien nicht zu regulieren. Die Stadt ließ den Zustand der Heizung, wie schon 2009, nochmals prüfen und kam zum Schluss, die Heizkörper seien von der Schule schlicht falsch gehandhabt worden. "Der Schulleiter wusste offenbar nicht, wie ein solches Ventil funktioniert", sagt Klaus Stieghorst, Fachbereichsleiter für Bauen und Stadtentwicklung. Dieser Darstellung widerspricht der Schulleiter am Mittwoch in einem öffentlichen Schreiben scharf: "Die Verwaltung ist wieder einmal bemüht, alle Verantwortung von sich zu weisen und der Schule und ihrer Leitung den Schwarzen Peter für Mängel am Gebäude zuzuweisen", sagt Beimel. Er räumt ein, seit 2009 das Thema Heizung nicht mehr nach außen angesprochen zu haben: "Wir haben uns damit arrangiert." Beimel sieht Stadtverwaltung und Politik in einer Holschuld: "Es ist Aufgabe des Schulträgers, für einen technisch einwandfreien Zustand des Schulgebäudes zu sorgen. Hier muss endlich eine angemessene Haltung gegenüber den Bedürfnissen einer Schule gefunden werden."

Bauamtschef Stieghorst kontert die Kritik. Der lange Bauprozess sei vor allem der Haushaltslage der Stadt geschuldet. "Der Schulleiter hat ein hohes Anspruchsniveau und arbeitet sich an Kleinigkeiten ab", sagt Stieghorst. Kleinere Hindernisse müssten in Kauf genommen werden. "Wir können nicht alles in den Ferien machen." Die fragliche Sanierung der vier Klassen dauere tatsächlich lange. Mit der Suche nach der Dachleckage sei nach Ende der Frostperiode begonnen worden. Die genannten Fluchttüren seien vom Anbieter falsch geliefert worden, aber generell nutzbar.

Uwe Lange von den Bürgernahen hat Verständnis für den Stress, den die Dauerbaustelle THS dem Direktor mache. Die Forderung des Politikers aber lautet: "Wenn Missstände auftreten, ist es angezeigt, der Politik Bescheid zu geben." Martin Engel (FDP) sagt: "Die Stadt kann sich das Geld nicht stricken. Da geht nicht alles sofort. Alle müssen das Augenmaß behalten."

Natalina Boenigk (CDU) ist Mitglied im Schulausschuss und gleichzeitig stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende an der THS. "Wir müssen im Sinne aller Beteiligten wieder zum Normalzustand zurückfinden", sagt die Bürgervorsteherin. Eine Anspielung auf das offenbar seit langem angespannte Verhältnis zwischen dem Schulleiter einerseits und der Stadtverwaltung andererseits. "Das größte Problem ist nicht die Heizung, sondern das Klima zwischen Schule und Verwaltung", sagt Politikerin und Elternvertreterin Natalina Boenigk. Eine Auseinandersetzung über die Presse sei nicht konstruktiv "Dass lange Sanierungszeiten die Schule belasten, ist klar. Aber nicht alles, was wünschenswert ist, ist auch sofort umzusetzen", sagt die CDU-Politikerin.