Der komische Polizist Herr Holm tritt im Forum Schenefeld auf. Das Abendblatt hat sein Alter Ego Dirk Bielefeld vorab getroffen.

Schenefeld. Herr Holm ist Unikum und Urgestein der deutschen Comedy-Szene. Seit 20 Jahren stakst der schlaksige Hamburger Schauspieler Dirk Bielefeldt, 54, in der Rolle des linkischen Polizeiobermeisters über Deutschlands Theater- und Fernsehbühnen. Wo der norddeutsch näselnde Holm den Rechtsstaat verteidigt - gnadenlos, ordnungsliebend, skurril - lacht das Publikum Tränen. Am Freitag, 2. März, gastiert er mit seinem Programm "Herr Holm - privat" im Forum Schenefeld. Wir haben mit dem Privatmann Bielefeldt in seinem Blankeneser Domizil über sein Dauerverhältnis zu seiner Kunstfigur gesprochen.

Hamburger Abendblatt: Ist Herr Holm Herrn Bielefeld eigentlich sympathisch?

Dirk Bielefeldt: Ja. Ich mag sowieso solche Typen, auch Bühnentechniker und Handwerker. So normales Volk eben. Herr Holm hat natürlich einige nervige Seiten, aber was ich an ihm mag ist, dass er eine ehrliche Haut ist. Auch wenn das manchmal erschreckt. Das, was jeder sieht, spricht Holm aus. Er ist direkt und hat auch etwas Anarchisches. Der schreckt auch vor Autoritäten nicht zurück. Das kann ich gut leiden.

Wie viel Bielefeld steckt in Holm?

Bielefeldt: Da steckt schon eine Menge drin. Ich gelte auch als jemand, der manchmal zu direkt ist, der das sagt, was er denkt. Auch wo es manchmal besser wäre, den Mund zu halten.

Hat der Name Holm etwas mit dem gleichnamigen Dorf nahe Wedel zu tun?

Bielefeldt: Damit hat Herr Holm nichts zu tun. Der Name kommt aus der Straßentheaterzeit. Da haben wir zu zweit als Herr und Frau Holm improvisiert. Ich hatte meine Brille auf, aber noch keine Uniform an, war noch kein Polizist. Wir haben einfach Sachen ausprobiert auf der Straße. Und da hat mich jemand gefragt, wie ich heiße. Da habe ich einfach gesagt: Wir heißen Holm, weil mir das spontan eingefallen ist. Und dabei haben wir es dann gelassen.

Warum trägt Obermeister Holm immer noch die alte, grüne Polizeiuniform?

Bielefeldt: Ich trage auch manchmal die andere. Die neue Uniform ist wunderbar. Aus dramaturgischer Perspektive ist sie aber für Herrn Holm zu schick. Selbst ein Typ mit Brille, der so ein bisschen krummbeinig daherkommt, wirkt darin elegant.

Fühlt die echte Ordnungsmacht sich eigentlich von Ihnen veräppelt?

Bielefeldt: Die meisten Polizisten haben ihren Frieden mit mir gemacht und finden den Holm sogar wunderbar. Die Hamburger Polizei hat mich immerhin zum Ehrenkommissar ernannt.

Warum ist Holm ein Polizist?

Bielefeldt: Der Tabubruch ist erheblich größer, wenn die Figur Uniform trägt. Ein Polizist, der braucht nur so komisch zu gehen, wie ich das tue, und jeder denkt: Was ist das denn? Oder beispielsweise an eine Straße zu gehen und die Hand auszustrecken - und dann stoppt das nächste Auto.

Und haben Sie da nicht Ärger bekommen mit den echten Polizisten?

Bielefeldt: Na klar. Ich bin häufig festgenommen worden.

Sie schreiben Ihre Texte selbst. Inszenieren Sie den Holm auch selbst?

Bielefeldt: Nein, ich habe einen Regisseur. Es ist gut, wenn man jemanden hat, der draußen sitzt. Was ich immer so ein bisschen einfließen lasse in Programme, ist Philosophie. Zum Beispiel in "Herr Holm - privat" gibt es einen solchen kurzen Abschnitt und man merkt, dass die Leute nachdenken.

Das merkt man auf der Bühne?

Bielefeldt: Ja. Ich bin auch manchmal überrascht, wenn die Leute gar nicht darauf reagieren. Wenn man auf dem Lande spielt, dann ist das schon mal schwieriger. Da sind manche Holm-Themen für die Menschen nicht Alltag.

Wie erleben Sie das Publikum in Schenefeld und im Kreis Pinneberg?

Bielefeldt: Das ist wunderbar. Schenefeld ist ja auch eher ein Vorort von Hamburg. Und sowieso, jeder Abend ist immer wieder neu.

Wie halten Sie es nach 20 Jahren aus mit Herrn Holm? Sie sind ja fast ein bisschen mit ihm verheiratet.

Bielefeldt: Solange diese Figur die Möglichkeit bietet, dass man sich darin austoben kann, ist das gut. Aber ich überlege, etwas ganz Anderes zu machen, etwas, das mit Herrn Holm nichts zu tun hat. Das Problem ist, den Dirk Bielefeld, den kennt kaum einer, da fängt man wieder ganz von vorn an. Da müsste man erst mal in ziemlich kleinen Theatern spielen und sich wieder hocharbeiten. Dieses Getingel, und letztendlich auch recht wenig Geld dafür zu bekommen, das würde mir nicht so gefallen. Außerdem ist es angenehmer, vor 500 Leuten zu spielen als vor 30.

Was ist der Unterschied?

Bielefeldt: Das ist wie in einer Pfütze baden oder im Atlantik.

Wissen Ihre Nachbarn, wer Sie sind? Dürfen Sie auch mal grantig sein?

Bielefeldt: Ich bin nicht grantig. Blankenese ist das Paradies. Hier ist nur Ruhe. Was mich manchmal grantig macht, sind diese Laubbläser. Das ist grotesk.

Finden solche Laub blasenden Menschen, Eingang in Ihre Programme?

Bielefeldt: So direkt nicht. Ich rege mich über bestimmte Sachen vielleicht auf. Ich verstehe nur die Leute nicht ganz, diese Art der Rücksichtslosigkeit.

Was machen Sie in Ihrer freien Zeit?

Bielefeldt: Mit meinen Kinder habe ich zumindest früher viel Zeit verbracht. Jetzt sind sie in einem Alter, in dem sie gut darauf verzichten können. Aber kochen darf ich für sie, die Wäsche waschen, sauber machen und so. Manchmal bin ich drei Wochen weg, dafür aber auch mal acht Wochen zu Hause. Dann kann ich jeden Tag mit ihnen Mittag essen. Ansonsten habe ich meinen Garten, den ich liebe, und ein Segelboot.

In Wedel?

Bielefeldt: Das liegt in Wedel, wenn es im Wasser ist. Im Moment liegt es im Garten. Ist ja nicht so groß.