Stadt überprüft Notfallpläne und rüstet sich für den Ernstfall

Wedel. Thorsten Seeger tropft der Schweiß von der Stirn. Im Sekundentakt hievt der 31-Jährige Sandsäcke in die Schaufel eines Radladers. "Das ist nun mal mein Job", sagt der Feuerwehrmann, der eigentlich Schlosser ist. Im Ernstfall geht es an der Deichstraße in Wedel um Sekunden - und die wollen Seeger und seine Kollegen der Feuerwehr heute nicht verschenken.

Mehr als 80 Helfer von Bauhof, Technischen Hilfswerk, Feuerwehr, Polizei und Stadtverwaltung spielten am Samstagmorgen den Katastrophenfall durch: eine Sturmflut bedroht Wedel. "Das ist die größte Übung, die wir je durchgeführt haben", sagt Dennis Renk, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Wedel. Es ist vor allem die erste in diesem Umfang. In dem Jahr, in der sich die Flutkatastrophe von 1962 zum 50. Mal jährt, will auch die Stadt ihre Notfallpläne überprüfen und sich für den Ernstfall rüsten. "Niemand weiß genau, wann eine Flut kommt, doch wir wollen vorbereitet sein", sagt Renk.

Die Krisensituation, die am Sonnabend nachgestellt wurde, ähnelt der des Jahres 1962. Ein starker Nordwest-Wind drückt das Wasser in die Elbmündung, das Wasser an den Deichen steigt. Steigt der Pegel zu stark, wird im Rathaus ein Krisenstab gebildet, geleitet von Bürgermeister Nils Schmidt. Dann greift ein komplexes Regelwerk für alle Rettungskräfte. Sporthallen müssen für die Unterbringung der Bevölkerung gerüstet werden, Notstromaggregate organisiert, Transporte geleitet werden. "Das ist eine Mammutaufgabe", sagt Feuerwehrsprecher Renk.

Die Feuerwehr probt das Öffnen und Schließen der Deichtore, ein Deichläufer inspiziert mit dem Deichgrafen die Wälle und Schutzanlagen. Gleichzeitig dichten Helfer die Anlagen mit Sandsäcken ab. Thorsten Seeger, füllt jetzt Sandsäcke ab. Eigentlich keine so schwere Aufgabe, wären da nicht die dicken Handschuhe. Der Knoten will deshalb nicht so ganz gelingen. Er nimmt es mit Humor - die Stimmung beim inszenierten Ernstfall ist gelöst, obwohl so manchem Anwohner bei dem Anblick der Uniformierten ängstlich wirkt.

Die Wedeler Einsatzkräfte sind zufrieden mit der Deichschutzübung. "Es hat alles reibungslos funktioniert", lautet Renks Resümee. Obwohl die Übung gut verlief und Wedel viel Geld für den Hochwasserschutz in die Hand nahm, drohen neue, hausgemachte Probleme. Sollte die Elbvertiefung kommen, könnten die Hochwasser künftig deutlich höher ausfallen. Derzeit diskutieren die Politiker, wie Wedel mit der neuen Situation umgeht. Die Übung hat gezeigt, wie real die Gefahr ist.