Zwei 27-jährige Uetersener Heroin-Dealer stehen seit Dienstag vor Gericht. Elitepolizisten hatten sie in einer spektakulären Aktion festgenommen.

Uetersen/Itzehoe. Es war eine lukrative Einnahmequelle, die Irfan und Mehmet A. für sich entdeckt hatten: Die 27-jährigen Cousins handelten mehrere Jahre lang mit Heroin - und fühlten sich offenbar ziemlich sicher. Schließlich lag ihr Hauptquartier fast genau gegenüber der Polizeiwache in Uetersen. Aus dem türkischen Kulturverein am Großen Wulfhagen heraus steuerten die Cousins ihre Geschäfte.

Inzwischen ist die Heroin-Quelle versiegt - und Irfan und Mehmet A. sitzen in Untersuchungshaft. Gestern begann das Verfahren vor dem Landgericht Itzehoe. Staatsanwalt Christian Irmer-Tiedt wirft dem Duo vor, vom Sommer 2008 bis zu ihrer Verhaftung im August 2011 in 414 Fällen mit Heroin gehandelt zu haben.

Die Cousins sollen gewerbsmäßig gehandelt und gut verdient haben

Die Täter sollen, so der Ankläger, gewerbsmäßig gehandelt und ihren Lebensunterhalt aus den kriminellen Machenschaften bezogen haben. Jeweils zwischen fünf Gramm und 200 Gramm der Droge verkauften die Uetersener laut Anklage pro Geschäft an unterschiedliche Abnehmer - und kassierten dafür zwischen 40 und 900 Euro. Insgesamt wechselte auf diese Weise eine Heroinmenge von deutlich mehr als einem Kilogramm den Besitzer.

Dabei hatten die Cousins eine klare Aufgabenteilung: Irfan A. übernahm die telefonische Bestellannahme, sein Cousin Mehmet lieferte die heiße Ware aus. Treffpunkte waren Orte im Uetersener Stadtgebiet, vereinzelt auch der Pinneberger Bahnhof. Manches Mal sollen die Kunden auch in den türkischen Kulturverein gekommen sein, um sich dort heimlich mit Heroin einzudecken.

Das Lokal besuchte auch die Polizei - zumindest am Abend des 25. August vorigen Jahres. Die Beamten liehen sich von der Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KViP) einen Linienbus aus und klebten die Scheiben ab. Das Fahrzeug, das sich laut Anzeige auf einer Leerfahrt befand, stoppte gegen 18.30 Uhr vor dem Gebäude. Heraus sprangen schwer bewaffnete Elitepolizisten eines Sondereinsatzkommandos, die ins Haus stürmten und die von der spektakulären Aktion völlig überrumpelten Irfan und Mehmet A. festnahmen. Sie leisteten keinen Widerstand.

In den Räumen wurden knapp 400 Gramm reines Heroin sichergestellt. Weitere vier Kilogramm einer Substanz, die in einer Tiefkühltruhe entdeckt wurde, stellte sich nach einer Analyse nicht - wie zunächst vermutet - als gestrecktes Heroin heraus. Es handelte sich lediglich um eine Backmischung.

Die Cousins waren bereits wegen ähnlicher Delikte polizeibekannt - und sie waren mehrere Monate lang von einer eigens gegründeten Ermittlungsgruppe der Kripo Pinneberg observiert worden. Auch die Telefone der beiden Männer wurden überwacht. Auf diese Weise lassen sich den Angeklagten diverse Drogengeschäfte nachweisen - und auch die Käufer sind bekannt.

Gegen zwei Männer, die zu den Hauptabnehmern des Duos zählten, hat bereits das Elmshorner Schöffengericht verhandelt. Die beiden vorbestraften Täter wurden aufgrund des Drogenerwerbs zu Haftstrafen verurteilt, die gerade noch zur Bewährung ausgesetzt werden konnten. Einer kam mit zwei Jahren, der andere mit 18 Monaten auf Bewährung davon.

Von solchen Strafhöhen können Irfan und Mehmet A. nur träumen. Beide erklärten sich zum gestrigen Prozessauftakt nach Rücksprache mit ihren Verteidigern bereit, umfangreiche Geständnisse abzulegen. Das erleichtert den weiteren Verfahrensablauf erheblich, da den Angeklagten nicht mehr jedes einzelne Drogengeschäft nachgewiesen werden muss.

Als Gegenleistung für das zu erwartende Geständnis hat die Erste Große Strafkammer den Cousins in Absprache mit Staatsanwalt Irmer-Tiedt mildere Strafen in Aussicht gestellt. Irfan A., der als führender Kopf des Drogen-Duos gilt, könnte demnach mit einer Haftstrafe zwischen drei Jahren und fünf Monaten sowie maximal vier Jahren davonkommen. Sein Cousin Mehmet A. muss sich auf ein Urteil einstellen, dass zwischen drei Jahren und zwei Monaten und drei Jahren und neun Monaten Gefängnis liegt.

Das Urteil gegen Irfan und Mehmet A. wird Donnerstag erwartet

Das Verfahren wird am morgigen Donnerstag fortgesetzt. Zu Beginn sind die Einlassungen der türkischstämmigen Angeklagten vorgesehen, die von ihren Hamburger Verteidigern Astrid Denecke und Martin Lemke verlesen werden. Anschließend sollen eventuell noch Kripo-Beamte gehört sowie weitere Beweismittel in das Verfahren eingebracht werden. Am Ende des zweiten Prozesstages ist die Urteilsverkündung geplant.