Ausstellung im Museum Langes Tannen über die Geschichte der Lederindustrie in Uetersen

Uetersen. Der große Andrang bei der Vernissage der ersten Ausstellung des Jahres im Uetersener Museum Langes Tannen sprach für sich. Museumsleiterin Ute Harms hat mit "Spiegel, Hechte und Croupons" - Begriffe aus dem Gerberhandwerk -, der Geschichte der Lederfabriken und Gerbereien in Uetersen im 19. und 20. Jahrhundert, einen Volltreffer gelandet. Dank der Mithilfe der noch lebenden Gerber, aber auch deren Nachfahren, die Fotokisten durchschauten sowie Ausstellungsstücke bereitstellten, konnte ein umfassendes Bild der einst in Uetersen so wichtigen Lederindustrie entstehen.

Christian Testorf, geboren 1745, gilt als Begründer des Gewerbes in der Stadt: Er ließ sich 1799 als Schumacher in Uetersen nieder, gerbte im Sommer Leder, das er dann im Winter zu Schuhen verarbeitete, so wie es zu der Zeit üblich war. Dieser so begründete Betrieb, der sich vom kleinen Handwerksbetrieb zur Lederfabrik entwickelte, wurde über acht Generationen von der Familie Testorf weitergeführt, bis er 1995 die Tore schließen musste. Eine ähnliche Entwicklung nahmen die 1825 vom Sattler Ludwig Schröder gegründete Gerberei, die Lederfabrik Gebrüder Vietheer (gegründet 1875) sowie die Fabrik Christian Frese (gegründet 1879).

In der Ausstellung wird versucht, an Hand von Fotos, Dokumenten, Plänen und Objekten die Geschichte des Lederhandwerks in Uetersen nachzuzeichnen. Dabei stehen die traditionsreichen Familienunternehmen im Mittelpunkt, die sich über Generationen der Lederherstellung widmeten. In ihrer Entwicklung vom Handwerksbetrieb zur industriellen Lederherstellung und Blütezeit des Gewerbes bis zum Niedergang in den 1960er Jahren spiegelt sich die Geschichte der Lederindustrie allgemein wider.

Die Ausstellung stellt außerdem das heute kaum noch bekannte Handwerk des Gerbens vor und versucht den Vorgang an Hand von Fotos und einem Film zu veranschaulichen. Auch viele verschiedene Ledersorten, unterschiedlich gegerbt und behandelt, sind präsent.

Ludwig Schröder, Nachfahre der zweitältesten Fabrik in Uetersen, ist dem Material Leder treu geblieben: Er verarbeitet Leder vor allem zu Gürteln, aber auch zu Lampen, Schalen und Leuchtern und genießt mit seinen Produkten internationale Anerkennung. Einige Objekte seiner Kollektion sind im Herrenhaus zu sehen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Mai in der Museumsscheune zu sehen, und zwar mittwochs, sonnabends und sonntags von 10 bis 18 Uhr.