Eine Glosse von Harry Grunwald

Als Wohltäter kann man sich rundum wohl fühlen. Wie schön ist es doch, hilflosen und Not leidenden Nachbarn Gutes zu tun, wie erhebend, in der ganzen Straße den Ruf eines barmherzigen Mitbürgers zu genießen!

Seit dem Beginn der Kältewelle eilt mir dieser Ruf voraus, denn ich besitze eine nagelneue Autobatterie und ein Starthilfekabel. Fast jeden Morgen höre ich jetzt das asthmatische, immer schwächer werdende Motorenhusten, verursacht durch altersschwache Batterien, gefolgt von Flüchen und Verwünschungen, weil das Auto definitiv nicht mehr anspringt.

Das ist mein Auftritt. Ich eile zu meinem Wagen, fahre zu dem Havaristen, und meine neue Batterie und mein Starthilfekabel leisten segensreiche Arbeit. Mein Kleinwagen hat auf diese Weise schon liegen gebliebene Premium-Limousinen zum Laufen gebracht, Klassenunterschiede auf Grund unterschiedlich großer Autos sind dann wie weggebügelt. Ein Luxusauto, das nicht anspringt, ist ein Ärgernis, der einwandfrei laufende Kleinwagen ist eindeutig im Vorteil.

In diesem harten Winter muss ich an meine ersten Autofahrer-Jahre zurückdenken. Mein Renault R 4 hatte eine 6-Volt-Elektrik, die Batterie machte ab fünf Grad minus regelmäßig schlapp. Doch als serienmäßiges Zubehör gab es eine Handkurbel, mit der man den Motor anwerfen konnte. Das kostete zwar Mühe, funktionierte aber immer. Diesen Winter hat sich mancher Autofahrer solch eine Kurbel gewünscht, er wäre immer rechtzeitig zur Arbeit gekommen.