Für viele Kommunen ist der Betrieb ein Millionen-Zuschuss-Geschäft, weil die Bäder so viel Wärme ableiten. In Wedel ist es jedoch anders.

Kreis Pinneberg. Selbst der Chlorgeruch stört nicht, verspricht er doch in diesen Tagen wohlig warmes Badevergnügen: Vor allem im Winter sind Hallenbäder mit Whirlpool, Rutsche und Sauna ein wunderbarer Ausgleich zu den eiskalten Außentemperaturen. Bei den Menschen sind die Badeoasen beliebt, den Kommunen fällt es allerdings immer schwerer, sie zu finanzieren. Vor allem die Energiekosten in den oft veralteten Gebäuden machen Hallenbäder zu Verlustgeschäften.

Grund für Energieberater Thomas Lange, genau hinzuschauen. Die Regionalausgabe Pinneberg des Abendblatts begleitete den Fachmann beim Energie-Check von öffentlichen Gebäuden im Kreis Pinneberg. Das Ergebnis überrascht wenig: Drei der fünf begutachteten Bäder weisen hohe Wärmeverluste durch Fenster, Dächer und sogar über die Wasserrutschen aus. Das zeigen die Wärmebildaufnahmen des Fachmanns.

Das Pinneberger Hallenbad an der Burmeisterallee ist mittlerweile 40 Jahre alt und wurde laut Stadtwerkechef Henning Fuchs ohne energetische Optimierungsziele gebaut. Mit steigenden Energiepreisen wird der Betrieb immer unwirtschaftlicher. Etwa 350 000 Euro der jährlichen Heizkosten machen etwa 20 Prozent der gesamten Betriebskosten aus. Energieberater Thomas Lange war dennoch ein wenig positiv überrascht: "Es gibt Bäder mit schlechteren Werten. Die Fenster sind besser als erwartet". Trotz Millioneninvestitionen über die vier Jahrzehnte gelang es bisher nicht ein grundlegendes energetischer Konzept zu erarbeiten. Die Eingriffe wären so massiv, dass man schlicht neu bauen müsste, sagt Fuchs. Doch dazu fehlt der Stadt das Geld.

Anders in Wedel: Das alte Hallenbad aus den 60er-Jahren wurde stillgelegt. An der Straße Am Freibad steht seit 2006 ein Kombibad-Neubau. "Es hat sich energetisch auf jeden Fall gelohnt", sagt Karsten Niß, Leiter der Badebucht. Durch ständige Investitionen konnte der Badepark, der jährlich 220 000 Besucher anlockt, bisher etwa 22 Prozent an Energie einsparen. So wird das beheizte Außenbecken mit einer Dämmfolie abgedeckt und die Saunalandschaft, die gerade erweitert wird, reguliert ihren Verbrauch je nach Besucheransturm. Energetisch ist das Bad also auf dem neusten Stand.

Der Landesrechnungshof in Kiel mahnt in einem Bericht über die Schwimmbäder in Schleswig-Holstein weitere Sanierungen an, besonders im energetischen Bereich. Auch die schmerzliche Schließung müsse in anbetracht der Finanzsituation der Kommunen eine Option sein, machen die Rechnungsprüfer klar. In Barmstedt mag man sich das nicht vorstellen.

Welche Auswirkungen schon kleine Maßnahmen haben, lässt sich laut Energieberater Lange an der Barmstedter "Badewonne" an der Seestraße erkennen. An der von ihm untersuchten Außenwand machte er eine Entdeckung: Eines der Fenster, in der Wärmebildaufnahme mit einem Pfeil gekennzeichnet, leuchtet grün. Es wurde 2005 erneuert und gibt daher kaum Wärme frei. Die anderen Scheiben sind deutlich älter und leiten mehr Wärme ab. "Würde man die Scheiben erneuern, ließen sich die Energiekosten deutlich senken", sagt Lange. Das wäre sicher auch im Interesse der Stadtwerke Barmstedt, die im Jahr 2010 rund 54 600 Euro für Wärme zahlten.

Nicht nur in Barmstedt hinken die alten Hallenbäder aus den 70er und 80er-Jahren in Sachen Energieeffizienz deutlich hinter dem Badebucht-Neubau in Wedel hinterher. Das Elmshorner Bad, 1969 am Krückpark gebaut, ist energetisch problematisch. Dabei wurde 2003 die Außenfassade und 2005 die Lüftungsanlage erneuert. Das Schwimmbad mit den meisten Besuchern im Kreis Pinneberg leistet sich sogar eine Außenrutsche. Die ist allerdings nicht isoliert. Die Messungen von Thomas Lange ergaben, dass die Wassertemperatur vom Anfang der Rutsche bis zum Ende mehr als zwei Grad sinkt. Würde man nur die Unterseite dämmen, könnten die Stadtwerke laut einer Modellrechnung täglich 66 Kilowatt an Leistung einsparen. "Das ist eine unser großen Schwachstellen", sagte Badechef Holger Bockelmann. Doch eine Dämmung wäre nicht wirtschaftlich, weil die Rutsche ihr Lebensalter erreicht habe und ausgetauscht werden müsse. "Spätestens in fünf Jahren soll es eine neue, gedämmte Rutsche geben", sagt Bockelmann. Auch in Elmshorn treiben die Energiekosten die Verluste in die Höhe. Zwischen 1,5 und 1,7 Millionen Euro beträgt das jährliche Minus in der Badbilanz.

Wie stark sich Wärmedämmung auszahlen kann, macht Uetersen vor. Ein Teil des Schwimmbades am Kleinen Sand wurde 2008 für 1,2 Millionen Euro saniert. Die denkmalgeschützte historische Halle Baujahr 1922 blieb davon unberührt. Die Stadt spart nun jährlich etwa 10 000 Euro an Heizkosten ein.