Eine Glosse von Bernd-Olaf Struppek

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Sagt jedenfalls eine Volksweisheit. Wie weise dies aber ist, ist doch sehr fraglich. Denn immer wieder fallen allzu arglose Zeitgenossen auf Rosstäuscher herein. Jüngst war in einem Anzeigenblatt eine Wehklage einer Leserin abgedruckt, die beim Stichwort "geschenkt" prompt reagiert hatte - und am Ende statt des Gauls nicht mal die Zügel in der Hand hatte.

Eine Spielkonsole sei zu verschenken, hatte eine Kleinanzeige suggeriert. Wer sich an die genannte E-Mail-Anschrift wandte, bekam zu hören, die Besitzerin des Objektes der Begierde sei just nach Ungarn umgezogen. Die Wii könne aber per Post gen Deutschland geschickt werden, gegen Übersendung der Paketkosten von knapp 30 Euro. Spätestens an diesem Punkt, meint man, hätte die Skepsis sich laut wiehernd melden sollen. Aber nein, nicht wenige sollen das Geld überwiesen haben. Für ein teures "Geschenk", das sie natürlich nie zu sehen kriegten.

Die Maschen gehen den Betrügern nie aus - und offenbar auch nicht diejenigen, die partout das Pferd für umsonst haben wollen. Seit Jahren geistern die Nepp-Angebote der "Nigeria-Connection" durchs Internet, die dem, der für sie mal eben ein paar Millionen parkt, enorme Belohnungen verspricht. Und die fahrenden Betrüger, die angeblich wertvollen Familienschmuck, der wegen einer Notlage verkloppt werden muss, für billig Geld offerieren, dürften allerorts nur noch ein müdes Lächeln ernten.

Weit gefehlt. Der Zossen als Megaschnäppchen sorgt dafür, dass die Gier die Vernunft komplett überlagert. Was bisweilen sogar Bundespräsidenten passiert. Dabei wissen wir: Nicht einmal der Tod ist wirklich umsonst. Denn der kostet das Leben.