Ein Abriss ist angeblich nicht geplant. Eigentümerfamilie will auch das Grundstück behalten. 29 Kündigungen nach Betriebsaufgabe.

Halstenbek. Am Aus für das Einrichtungshaus "Richter Internationale Möbelschau" führt kein Weg vorbei. Das bestätigte der Geschäftsführer des Unternehmens, Hans-Dieter Gromek, nachdem das Abendblatt in seiner Pinneberger Regionalausgabe am Sonnabend über das bevorstehende Ende der alteingesessenen Firma in der Wohnmeile Halstenbek berichtet hatte.

Allerdings werden das Grundstück und die Betriebsgebäude an der Gärtnerstraße nach Gromeks Worten im Besitz der drei Enkel des Firmengründers Karl-Heinz Richter bleiben. Damit wies der Geschäftsführer Spekulationen aus der Branche zurück, wonach ein Verkauf der Immobilie vorgesehen sei.

+++ Möbel-Richter macht nach 35 Jahren dicht +++

"Die Gebäude mit 12 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche sollen vermietet werden", kündigte Gromek an. Ziel sei es, bis voraussichtlich Ende August den Verkaufsbetrieb einzustellen. Allerdings könne sich der Zeitpunkt noch geringfügig verschieben. Einen Termin für den Beginn des sogenannten Abverkaufs des Sortiments nannte der Richter-Chef noch nicht.

Derzeit gehen die Überlegungen dahin, den weiträumigen eingeschossigen Hallenkomplex in mehrere Segmente aufzuteilen und an neue Nutzer zu vermieten. Vorstellbar seien Flächen von 600 bis 700 Quadratmetern bis hin zu größeren Einheiten von etwa 4000 Quadratmetern. Angesichts der Top-Lage im Herzen der Wohnmeile dürfte es nach Gromeks Einschätzung nicht schwer fallen, die Gebäude zu vermieten. Die Bausubstanz sei in gutem Zustand. Welche Branchen sich letztlich ansiedelten, sei noch offen. Allerdings würden erste Gespräche mit Interessenten geführt. Der Geschäftsführer geht davon aus, dass weiterhin der Handel Schwerpunkt der Nutzung sein wird. Auch der Bereich Möbel könnte wieder dazugehören. "Produzierendes Gewerbe kommt nicht in Betracht", versicherte der Richter-Chef. Vorstellbar sei allerdings auch, dass einzelne Segmente des Gebäudes bereits vor einer kompletten Schließung des Unternehmens einer anderen Nutzung zugeführt werden.

Spekulationen über wirtschaftliche Ursachen für die geplante Betriebsaufgabe des renommierten Möbelhauses wies Gromek entschieden zurück: "Von einer drohenden Pleite kann überhaupt keine Rede sein." Das Unternehmen habe gute Verkaufszahlen vorzuweisen. Grund für das Ende nach mehr als 60 Jahren sei ausschließlich die Tatsache, dass von den drei Enkeln niemand die Absicht habe, den Betrieb weiterzuführen. Wie berichtet, war Geschäftsführerin Marianne Schlünzen, eine Tochter des Firmengründers, vor zwei Jahren gestorben. Hans-Dieter Gromek ist bereits seit sieben Jahren als angestellter Geschäftsführer im Betrieb tätig. Er sorgte an der Seite von Marianne Schlünzen für eine erfolgreiche Umgestaltung des Unternehmens, um das Möbelhaus an die Erfordernisse eines modernen Geschäftsmanagements anzupassen.

+++ Für Verbraucher kein Verlust +++

Nach der Entscheidung der Eigentümer aus der Familie Richter, die Firma aufzulösen, ist nach Gromeks Worten bereits sämtlichen 29 Mitarbeitern gekündigt worden. Je nach Betriebszugehörigkeit gebe es allerdings unterschiedliche Kündigungsfristen. Die Belegschaft sei der Agentur für Arbeit bereits als arbeitsuchend gemeldet. "Die Stimmung im Hause ist natürlich gedrückt", sagt Gromek. Doch werde er sich bemühen, mit Hilfe seiner Branchen-Kontakte aus seiner jahrzehntelangen Einzelhandelserfahrung die Mitarbeiter bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen zu unterstützen. Etliche Kollegen seien schon seit vielen Jahren bei Richter tätig, was auch für das gute Betriebsklima spreche. Eine Personalvertretung in Form eines Betriebrats habe es dagegen im Unternehmen nie gegeben. Auch aus dem Kreis der Arbeitnehmer sei dies allerdings nie gefordert worden.

Am heutigen Montag wird Gromek Halstenbeks Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann sowie die Vorstandskollegen der Wohnmeile-Vereinigung über die geplante Schließung des Unternehmens und die damit verbundenen Veränderungen informieren.