Eigentümer Rainer Erich will den Mühlensee für vier Millionen Euro verkaufen und mit dem Geld sein Hotel erweitern. Die Gemeinde ist alarmiert.

Bokel. Ulrike Dierks, 38, hat vor vielen Jahren auf dem Mühlensee in Bokel das Schlittschuhlaufen gelernt. Am Wochenende hat sich dort Sohn Julian, 5, erstmals aufs Eis getraut. Möglicherweise war es das letzte Mal, dass Julian mit Mama und Hunderten Schlittschuhläufern bei einem großen Eisfest auf dem Bokeler See ihre Runden drehen konnten. Im nächsten Winter könnte es mit dem Eisspaß vorbei sein.

Inhaber Rainer Erich will den 20 Hektar großen See verkaufen, um sein Hotel, die Bokeler Mühle, zu erweitern und wirtschaftlich für die Zukunft zu sichern. Auch den Pachtvertrag für das Strandbad hat er gekündigt.

Die Verkaufspläne alarmieren auch die Gemeinde Bokel

Nicht nur Schlittschuhfans aus dem Kreis Pinneberg, auch die 640 Einwohner in Bokel und alle Freunde des Badesees aus der gesamten Region würden es sehr bedauern, wenn der See künftig nicht mehr frei zugänglich ist. "Das wäre so schade", sagt Ulrike Dierks. Für die Elmshornerin und ihre Familie ist der Bokeler See ein echtes Stück Heimat.

Die Verkaufspläne alarmieren auch die Gemeinde Bokel. Heute kommen Bürgermeister Wolfgang Münster, Amtsvorsteher Bernd Reimers und Verwaltungsleitender Beamter Michael Lantau in die Mühle, um über die Verkaufspläne zu sprechen. Das Ziel der Gemeinde sei klar, sagt Münster. "Der See muss unbedingt öffentlich zugänglich bleiben.

Wenn das nicht mehr gewährleistet ist, wäre es schmerzlich für uns alle." Auch für Hotelbetreiber Rainer Erich kommt das eigentlich nicht in Frage. "Das muss einvernehmlich mit der Gemeinde laufen." Lege ihm allerdings ein Käufer den geforderten Kaufpreis von vier Millionen Euro auf den Tisch mit der Forderung, den See privat alleine nutzen zu wollen, könne es schwer werden. "Das ist dann Verhandlungssache." 90 Anfragen aus aller Welt hätten sich auf seine im Internet veröffentlichten Verkaufspläne gemeldet.

Rainer Erich, 60, führt den Betrieb der Bokeler Mühle in vierter Generation seit 30 Jahren. Seit dem Tod seiner Frau Frauke vor zehn Jahren allein. Deren Urgroßvater Neel Greve hatte den Betrieb 1880 an dem gestauten See des Mühlenbaches begonnen. Vor 100 Jahren ist der Pavillon am See gebaut worden. Die Mühle entwickelte sich zum beliebten Ausflugslokal.

Heute zählt Erich rund 7000 Übernachtungsgäste im Jahr. Der Hotelbetrieb gehört zu den 130 Ringhotels in Deutschland. "Kein anderes Ringhotel hat bei Facebook so viele Freunde wie wir", sagt der Bokeler Unternehmer, der 20 feste Mitarbeiter und zehn Aushilfskräfte beschäftigt.

Überregional bekannt ist die Bokeler Mühle für ihr Karpfenessen und das alljährliche Spektakel im Herbst, wenn Tausende Karpfen aus dem See gefischt werden, dessen Wasser dann abgelassen wird. Doch das sei inzwischen nur noch eine große Marketingaktion, erklärt Erich. "Karpfen ist ein Auslaufmodell. Junge Leute essen kaum noch Kochfisch."

Rainer Erich hat in den vergangenen fünf Jahren 350 000 Euro in die Restaurierung und Modernisierung des Restaurants und des Hotels investiert. Doch mit 24 Zimmern lasse sich der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich führen, habe ein Gutachten ergeben. Dies schlug vor, die Zahl der Zimmer für das Hotel zu verdoppeln.

Rainer Erich hofft auf einen Käufer, der alles beim Alten lässt

Die dafür notwendige Investition von fünf Millionen Euro würde sich durchaus lohnen, besagt eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Die Pläne für die Erweiterung liegen in der Schublade, die Baugenehmigung liegt vor. Erich will die Kegelbahn abreißen lassen und dafür einen Neubau mit rund 20 Zimmern errichten. Dann schliefen die Hotelgäste auch endlich in Zimmern mit Blick auf den idyllisch gelegenen See. Das sei bislang nicht möglich.

Sein Ziel sei es, wenn er in fünf Jahren aufhört, den Betrieb seinem Sohn Alexander und den langjährigen Mitarbeitern schuldenfrei und Erfolg versprechend für die Zukunft zu übergeben, sagt der Hotelier. "So ein Pensum, wie ich es jetzt 30 Jahre lang gemacht habe, jeden Tag im Einsatz zu sein und kaum Urlaub zu machen, kann man heute keinem Menschen mehr zumuten." Darum müsse der Hotelbetrieb ausreichend groß und solide finanziert sein.

Die Idee, den See dafür zu veräußern, sei sogar aus dem Amt gekommen. Die 30 Hektar Land will Rainer Erich aber weiterhin den Landwirten verpachten. "Mir liegt vor allem der Fortbestand der Bokeler Mühle am Herzen."

Erich hofft, einen Liebhaber zu finden, der sich seinen Land- oder Wochenendsitz in den umgebauten Räumlichkeiten des Strandbades einrichtet und sonst alles beim Alten lässt. "Der eine kauft sich eine Insel in der Südsee, der andere vielleicht den See in Bokel."

Lange hatte der Bokeler Unternehmer auf die finanzielle Förderung dieser Initiative aus Landesmitteln gesetzt. Monatelang habe er Gespräche in Kiel geführt. "Ich bin von Pontius zu Pilatus geschickt worden."

Doch plötzlich machte die Schuldenbremse einen Strich durch diese Rechnung. Kein Geld mehr für etwaige touristische Aktivitäten. Nur ein mickriges Angebot blieb übrig, den See und die Ländereien mitten im Landschaftsschutzgebiet für 300 000 Euro zu erwerben. Doch da müsste die öffentliche Hand schon das Zehnfache drauflegen, sagt Erich. "Das Angebot hätten sie sich sparen können."

www.bokelmuehle.de