“Appen classics“ verzaubert 300 Zuhörer. Das nächste Konzert dieser Reihe ist erst im Herbst

Appen. Wer in der Besetzung Flöte/Klavier auf den Klassikbühnen Europas antritt, kommt an Reineckes Sonate "Undine" kaum vorbei. Zum Glück. So anrührend klingt das zentrale Liebesthema, so quirlig und frisch toben die Waldgeister durch die Takte, dass die "Undine" definitiv zu den Geniestreichen des Genres gehört.

Das gilt erst recht, wenn sich zwei so begnadete Musiker wie der junge Flötist Daniel Tomann und Pianist Hennig Lucius der Sache annehmen. Sie stiegen mit der legendären Wassernixe ins jüngste Konzert der Reihe "Appen classics" ein. Schon damit war die Sache mit der Aufmerksamkeit eigentlich geritzt: Fasziniert und mucksmäuschenstill lauschten annähernd 300 Zuhörer im bis unters Dach besetzte Bürgerhaus bis zur letzten Note des anspruchsvollen Konzerts. Willig folgten die Zuhörer Tomann, Lucius, Sopranistin Kateryna Kasper und Cellist Felix Nickel auch in die gelegentlich gewöhnungsbedürftige Akustik zeitgenössischer Kompositionen.

"Appen classics" bleibt sich treu: Exzellente Musiker, ein spannendes Programm, eine Herausforderung auch für die Zuhörer. Wer das fast dreistündige musikalische Menü genießen wollte, das Organisator Michael Herm angerichtet hatte, musste die Ohren gut aufsperren. Hochkonzentriert ließen die vier exzellenten Virtuosen die Musik in allen Klangfarben aufblühen. Das Flötensolo "Unruhe der Hoffnung" von Oriol Cruixent, Jahrgang 1976, sprühte Funken. Wie ein Irrwisch wirbelte Tomann durch Frank Martins moderne Flötenballade. Felix Nickel strich den Cellobogen mit Noblesse. Und Kaspers fulminanter Sopran ging unter die Haut, egal, ob sie auf französisch (Debussy), deutsch (Schubert) oder russisch (Beethoven) sang.

Wer den Ohrenschmaus verpasst hat, kann sich den 16. September vormerken: Dann geht "Appen classics" in eine weitere Runde.