Mehrgenerationenhäuser sind im Kommen. Ein besonderes Modell dieser Art wird für 3,4 Millionen Euro derzeit in Quickborn verwirklicht.

Kreis Pinneberg. Immer mehr Menschen wollen im Alter unabhängig bleiben und suchen deshalb Wohnformen, die ihnen dies ermöglichen. Zugleich möchten sie auch in Kontakt mit anderen Menschen, mit ihren Nachbarn sein, sagt Renate Hegemann. Die ideale Wohnform für diese Wünsche scheint das Mehrgenerationenhaus zu sein, so die Quickborner Stadtplanerin. "Es ist die Alternative zum Betreuten Wohnen. Die Menschen bleiben selbstständig, kommen mit ihren Nachbarn zum Klönen, Spielen oder Feiern zusammen, wenn sie es möchten. Und sie sind einander behilflich, wenn es nötig ist." Dieses "gegenseitige Geben und Nehmen" sei der Reiz dieses Wohnens von Alt und Jung unter einem Dach, sagt Jasna Baumgarten, die mehrere solcher Projekte in Schleswig-Holstein koordiniert hat. "Die Menschen fühlen sich so wohl, weil sie auch mit über 70 noch als vollwertig anerkannt sind."

Im Quickborner Amselweg wird jetzt für 3,4 Millionen Euro ein Mehrgenerationenhaus gebaut. Die dafür eigens gegründete Genossenschaft "Quick Borns" stellte jetzt das Bauschild auf das 5200 Quadratmeter große Grundstück, das die Genossenschaft von der Stadt erworben hat. Der Bebauungsplan ist rechtskräftig, mit der Baugenehmigung wird in sechs Wochen gerechnet, sodass das zwei- bis viergeschossige Gebäude am Amselweg 23 bis Sommer 2013 fertiggestellt sein könnte.

In 27 barrierefreien Wohnungen mit einer Größe zwischen 50 und 90 Quadratmetern werden die Genossenschaftler leben. Alle werden über einen Fahrstuhl erreichbar und mit Terrasse oder Balkon ausgestattet sein. Es wird einen Garten sowie Räume im Haus geben, wo sich die Bewohner treffen, miteinander klönen und Feste feiern können, kündigt Birgit Saalfeld an, Vorsitzende der Genossenschaft. Bislang seien 15 Wohnungen vergeben, sagt die frühere Kindergartenleiterin, die sich seit drei Jahren für dieses Projekt engagiert. Sie selbst werde in den dritten Stock in eine Zwei-Zimmer-Wohnung einziehen. Wer in das Haus einziehen möchte, sollte sich bald melden. Denn jetzt könnten noch Wünsche zur Grundrissgestaltung oder Wohnungsausstattung eingebracht werden.

Vor drei Jahren hatte die Stadt Quickborn ein Wohnungsmarktkonzept erstellen lassen, das herausfand, dass alternative Wohnformen gerade für ältere Menschen in Quickborn fehlten. Daraus entstand zunächst eine Arbeitsgruppe, die schließlich zur Bildung der Genossenschaft führte.

"Für die Stadt Quickborn ist das eine Bereicherung", freut sich Stadtplanerin Renate Hegemann. "Die Bewohner können von hier aus zu Fuß zum Einkaufen, in die Innenstadt oder zum Bahnhof gehen." Miteinziehen werden Barbara Ehmcke, 70, und Erika Beyersdorff, 75, die ihre Wohnungen in Barmstedt aufgeben, um in dem Mehrgenerationenhaus zu leben. "Ich möchte auf meine alten Tage nicht isoliert sein, sondern in einer Gemeinschaft leben", sagt Barbara Ehmcke. Das gefällt auch ihrer Freundin. "Hier kann ich allein sein, wenn ich will, oder mit anderen etwas unternehmen."

Auch andernorts im Kreis Pinneberg werden Mehrgenerationenhäuser realisiert. In Pinneberg hat die Stiftung "Wir helfen uns selbst" am Kirchhofsweg eine Anlage mit zwölf Wohneinheiten gebaut. In Wedel errichtet Adlershorst bis 2014 im Stadtquartier Wedeler Au (Gorch-Fock-/Kantstraße) mehrere Wohnblocks mit 250 Wohnungen, die sich gezielt an verschiedene Altersgruppen wenden. Am Haselweg im Halstenbeker Ortsteil Krupunder entsteht das Projekt "Gemeinschaftliches Wohnen Arche Noah". Bauherrin ist die evangelische Kirchengemeinde. Gebaut werden elf barrierefreie Wohnungen von 51 bis 68 Quadratmetern. In einem separaten Gebäudeteil sind sieben größere Wohneinheiten mit jeweils knapp 100 Quadratmeter Fläche vorgesehen.

Der Unterschied dieser Projekte zum Quickborner Modell ist allerdings, dass dieses genossenschaftlich geplant, realisiert und betrieben wird. "Quick Borns" ist nun Bauherr und wird Eigentümer und Vermieter der 27 Wohnungen sein. Die Mitglieder können über Größe und Anzahl der Wohnungen selbst bestimmen und durch eine nichtprofitable Geschäftsführung sicherstellen, dass die Mieten, die zwischen 5,40 und 7,40 Euro je Quadratmeter kalt betragen sollen, günstig bleiben. Dies gelingt zudem durch eine finanzielle Einlage, die jeder Genosse in das Projekt mit einbringen muss und die vererbbar ist. Dieser Betrag variiert zwischen 13 000 und 39 500 Euro.

Das Alter der Mitglieder reicht von Anfang 40 bis Mitte 70. Dringend gesucht werden Familien mit Kindern. Wer Kontakt mit den Initiatoren aufnehmen möchte, kann das per E-Mail an info@nova-ideja.de oder unter Telefon 04525/49 48 49 machen.

www.quick-borns.de