Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Wir waren in einem sehr schönen Hotel. Mit Blick auf das Wasser, Drei-Gänge-Menü, Wellness und Hausdame. Die Tochter, 7, fühlte sich, wie sie sich immer in Hotels fühlt - pudelwohl. Doch nun reagierte sie bei der Rückfahrt nach Hause unerwartet heftig, nämlich Rotz und Wasser heulend. Schluchzend bekundete sie, dass sie nicht nach Hause wolle. Sie habe sich an das Hotel gewöhnt. Zuhause sei doof. Sie wolle auf der Stelle zurück. Und immer im Hotel leben.

Da wir nicht Udo Lindenberg sind und im Übrigen die unaufgeräumte Wohnung mit Persönlichkeit der ewig durchgesaugten Permanent-Suite vorziehen, versuchten wir, die Situation mit dem überschwänglichen Loben des Zuhauses zu zerstreuen. Und als das nicht funktionierte, das Kind in hysterisches Dauerheulen verfiel, versuchten wir es mit Lügen ("Ab dem dritten Tag muss man in diesem Hotel helfen, die Tische abzuräumen!"), Bestechung ("Wenn du jetzt wieder lachst, dann fahren wir nächstes Jahr wieder da hin!") und Betteln ("Bitte. Hör. Jetzt. Auf!") - zwecklos.

Irgendwann hörte sie von ganz alleine auf. Zuhause, das sei eigentlich, wenn sie sich das mal recht überlege, genau wie Hotel. "Jemand räumt auf, jemand kocht, jemand weckt mich, putzen muss ich auch nicht", erklärte sie jetzt vor Freude strahlend. Erleichtert griffen wir den Ball auf und priesen weitere Service-Angebote im Grand Hotel Mama und Papa - und trieben es zu weit. Wir müssen ihr jetzt abends ein Betthupferl aufs Kopfkissen legen. Und sie hat sich ein "Do not disturb!"-Klinkenschild gebastelt.