Experiment Ade. Das Geld ist alle. Wenn nicht noch ein kleines kommunalpolitisches Wunder geschieht und der Stadtrat als letzte Beschlussinstanz die Entscheidung des Finanzausschusses kassiert, müssen ab August auch die Schenefelder die Betreuung ihrer Knirpse im Kindergarten wieder komplett selbst zahlen. Wie übrigens alle anderen Familien Schleswig-Holsteins auch. In Sachen Vorschulbildung war die Kleinstadt dem berühmten kleinen gallischen Dorf des Asterix als letzte Bastion des beitragsfreien dritten Kindergartenjahrs im Lande nicht unähnlich.

Die Kürzung ist finanziell bitter für die betroffenen Familien. Und politisch eine dicke Kröte für die in der Kampfabstimmung denkbar knapp unterlegenen Sozialdemokraten. Zumal hier ein Ausschuss beinahe im Handstreich einfach einen politischen Beschluss kippte und damit auch die Sozialpolitiker der eigenen Fraktion düpierte.

Bei aller Empörung unter den Nutznießern und politischen Befürwortern dieser Leistung sei allerdings angemerkt: Schenefeld zahlte, weil es politisch gewollt war und die vergleichsweise wohlhabende Kommune es sich einfach leisten konnte.

Zu den Fakten gehört aber auch die Erkenntnis, dass die Gratisbetreuung ihr bildungspolitisches Ziel offenbar verfehlt hat. Sie lockt keine weiteren Kinder aus bildungsfernen Familien in die Kitas. Insofern ist die Streichung an dieser Stelle logisch.

Trotzdem werden die Finanzpolitiker Geld für Bildung locker machen müssen. Denn das Ziel der Chancengleichheit bleibt. Es lohnt sich, neue Wege dahin zu finden. Und die werden auch nicht kostenlos sein.