Die Beschilderung wegen Straßenschäden auf der A 23 verwirrt die Autofahrer. Der ADAC fordert eine schnelle Sanierung der Fahrbahn.

Kreis Pinneberg. Pendler aus der Region nennen sie nur noch Buckelpiste. Eine Fahrt auf der Autobahn A23 zwischen den Anschlussstellen Hohenfelde und Horst fühlt sich derzeit wie eine Radtour über Kopfsteinpflaster an - chronisches Kopfnicken inklusive. Der Wackeldackel auf der Ablage freut sich.

Ursache für die Holperei sind Risse in der aus Betonplatten bestehenden Fahrbahn. Nun ist es so schlimm, dass Polizei und Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV) auf der Strecke ein Tempolimit eingeführt haben. Oder besser gesagt zwei. Denn während auf dem linken Fahrstreifen jetzt 120 Kilometer pro Stunde erlaubt sind, sind es auf dem rechten nur 80. Ein Schild mit vielen Pfeilen und zwei Geschwindigkeitsbegrenzungen weist darauf hin. Die neue Regelung und das ungewohnte Verkehrzeichen verunsichert viele Autofahrer und führt beim Allgemeinen Deutschen Automobil-Club (ADAC) Schleswig-Holstein zu einer Forderung: Der zuständige Bund sollte lieber schnell die Schäden beheben, anstatt verwirrende Schilder aufzustellen.

Zahlreiche Bürger rufen derzeit bei Polizei und LBV an, weil sie Fragen zu der Zwei-Geschwindigkeits-Regelung haben. Muss ich nach einem Überholvorgang wegen des Rechtsfahrgebots wieder nach rechts schwenken? Und wenn ja, muss ich dann sofort auf 80 Stundenkilometer runterbremsen? Oder darf ich fortwährend links fahren?

Die Polizei antwortet so: Das Rechtsfahrgebot gilt nicht absolut. Wer schneller unterwegs ist, darf auf der linken Fahrspur bleiben. Zudem darf nach einem Überholvorgang die Höchstgeschwindigkeit rechts kurzfristig gering überschritten werden. Wie bei einer möglichen Kontrolle allerdings unterschieden werden soll, wer gerade die Fahrbahn gewechselt hat, und deswegen zu schnell ist, und wer schon die ganze Zeit recht zu schnell fährt, können die Beamten nicht sagen.

Die Beschilderung betrifft die A23 auf Höhe Horst/Hohenfelde in beide Richtungen. In Richtung Heide auf zwei Kilometer und gen Hamburg auf drei Kilometer Länge. Für Autofahrer die in den Süden unterwegs sind, ist er derzeit sogar noch komplizierter: Auf Höhe des Rastplatzes Steinburg sind die außergewöhnlichen Verkehrszeichen durchgestrichen, ein paar Meter davor 80-Stundenkilometer-Schilder montiert und eine Fahrspur gesperrt. Grund sind Restarbeiten an der neuen Bahnbrücke, die noch bis März dauern sollen.

"Die Schäden an den rechten Fahrstreifen sind darauf zurückzuführen, dass dort die Lastwagen fahren, die das Material stärker belasten", sagt Polizist Ulrich Baschke, Leiter des Sachgebiets Verkehrsplanung und Verkehrssicherheit auf Autobahnen. "Die Unebenheiten sind eine große Gefahr - besonders für Kraftradfahrer, die sich ja ausbalancieren müssen."

Außerdem solle die Belastung auf den Straßenbelag reduziert werden. "Mögliche Klagen, die Bürger einreichen können, wenn eine Straßen nicht die Sicherheitsanforderungen der für sie zugelassenen Geschwindigkeit erfüllt, spielen nur eine minimale Rolle", sagt Baschke. Dadurch, dass links schneller gefahren werden darf, soll die Staugefahr geringer sein, als bei einer Reduzierung auf 80 Stundenkilometer für alle Fahrbahnen. Die Beschränkung auf Tempo 120 ist aber nötig, damit der Unterschied zu den langsameren Autos auf der rechten Fahrbahn nicht zu groß ist, denn das sei eine Unfallgefahr.

"Der Verkehr an den betroffenen Stellen ist durch die Maßnahme flüssiger geworden, da Lastwagen zügig überholt werden können", sagt Iris Dautwiz vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr.

Die Verunsicherung bei den Verkehrsteilnehmern halte sich in Grenzen. Wie lange die Zwischenlösung gelten soll, ist ungewiss. "Wir haben die beiden Bauabschnitte angemeldet und hoffen auf eine kurzfristige Umsetzung", sagt Dautwiz. Denn als Eigner muss der Bund die Maßnahme erst genehmigen und die entsprechenden Mittel bereitstellen. Das kann dauern. Pro Straßenseite wird die Schadensbehebung voraussichtlich zwischen vier und fünf Millionen Euro kosten.

Für den ADAC Schleswig-Holstein ist das Vorgehen des Landesbetriebs kein Einzelfall. "Leider hat sich in den vergangenen Jahren durchgesetzt, dass bei Fahrbahnschäden Begrenzungsschilder aufstellt werden, anstatt die Straße umfassend in Stand zu setzen", sagt Max Stich, Vorsitzender des ADAC Schleswig-Holstein. "Das ist in unseren Augen ein Armutszeugnis für den Standort Deutschland, der sein Infrastrukturnetz verkommen lässt, und gleichzeitig eine Bankrotterklärung der Haushalts- und Verkehrspolitiker, die offensichtlich nicht in der Lage sind, die mehr als 55 Milliarden Euro jährlichen Steuern und Abgaben der Autofahrer einigermaßen zweckgebunden zu verwalten."

Zudem verwirrten Verkehrszeichen wie die jetzt an der Autobahn aufgestellten die Autofahrer unnötig. "Wir fordern, die Fahrbahnschäden so schnell wie möglich zu beseitigen, damit die Schilder überflüssig werden", sagt Max Stich.