4. Januar: “Die Spur des Unglücksfahrers“ und “Was Leser sagen“

Mit Verwunderung und teilweise auch Empörung habe ich Ihre Berichterstattung und die dazugehörigen Lesermeinungen verfolgt. Der Unfall in Halstenbek ist unbestritten tragisch und für alle Beteiligten sehr schlimm, aber Unfälle passieren nun mal, immer und überall. Ich finde es daher schon sehr diskriminierend, wie jetzt auf den Senioren herumgehackt wird.

Zum Beispiel die Leserin, die schreibt: "Wenn ich Senioren im Fahrzeug vor mir habe, muss ich unbedingt überholen, weil Senioren im Verkehr unberechenbar sind." Ich frage mich, woher man weiß, wie alt der Fahrzeugführer im Wagen vor einem ist und außerdem gibt es auch durchaus jüngere Fahrer, die unberechenbar sind und die von Verkehrsregeln offenbar noch nie etwas gehört haben. Oder der Leser, der schreibt, er hat beobachtet wie jemand aus einem Auto steigt und einen Stock benutzt. Na und, kann ich dazu nur sagen. Deswegen kann ja alles andere noch tadellos funktionieren. Es gibt ja auch Rollstuhlfahrer, die Auto fahren.

Es wird unter anderem an die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein der Senioren appelliert. Wo bleibt denn die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein der Verkehrsteilnehmer, die unter Alkohol- und oder Drogeneinfluss ihr Fahrzeug führen? Ich erinnere nur an den Unfall im März 2011 in Hamburg, mit vier Toten. Der Fahrer war gerade einmal 38 Jahre alt und hatte Drogen zu sich genommen. Welche Tests oder Untersuchungen werden denn zu diesem Problem vorgeschrieben? Es hieß, bei dem aktuellen Unfall in Halstenbek habe der 76 Jahre alte Fahrer einen Blackout gehabt. Dazu möchte ich nur sagen, dass einen Blackout durch Kreislaufprobleme, Schlaganfall, Herzinfarkt und so weiter jeden jederzeit treffen kann, auch jüngere Verkehrsteilnehmer.

Es gibt doch auch zu denken, dass Überlegungen angestellt werden, dass die Lebensarbeitszeit auf 69 Jahre angehoben wird und es ganz klar ist, dass man auch so lange einwandfrei funktioniert, aber die Fähigkeit ein Auto fahren zu können, wird dann schon viel früher in Frage gestellt? Ich möchte zusammenfassend nur sagen, dass man mit seinen Äußerungen und Vorurteilen doch sehr vorsichtig sein sollte. Das Problem der Unfallgefahr ist nicht an ein Alter gebunden. Ich bin nicht grundsätzlich gegen eine regelmäßige Überprüfung der Fahrtüchtigkeit, dann aber bitte für alle; ohne Altersbegrenzung. Ich bin 60 Jahre alt, besitze meinen Führerschein seit 1975 und fahre seitdem unfallfrei.

Ursula Kalbe

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