Pinneberg. Zum Auftakt des elften Pinneberger Neujahrskonzerts wehte ein Hauch von Zirkusatmosphäre durch den bis auf den letzten Platz ausverkauften Saal des Pinneberger Hotels Cap Polonio. Und mit dem Ohrwurm "Erinnerung an Zirkus Renz" von Gustav Peter setzte auch einer der beiden Gaststars des zweistündigen Konzerts, die Perkussionistin Cornelia Monske, gleich zu Beginn hörbar Akzente. Mit atemberaubender Geschwindigkeit ließ die Hamburger Musikprofessorin die Klöppel über ihr Xylofon wirbeln. Das klang in seiner Präzision enorm beeindruckend. Cornelia Monske ist zweifellos eine Meisterin ihres Fachs.

Doch leider geriet ihr Einsatz im Vergleich zu dem Dutzend weiterer Stimmen im Salonorchester auf der Bühne so laut, dass das Xylofon die Streicher und Bläser zu übertönen drohte. Das galt erst recht für den zweiten Auftritt der begnadeten Perkussionistin, dem "Valse brillante" aus der Feder des US-Komponisten George Green (1893-1970). Hier verschärfte die Tonalität des einzigen modernen Stücks in einem überwiegend romantischen Programm die akustische Schlagseite noch. Cellist Thomas Tyllack, der im Orchester direkt vor dem Xylofon saß, hielt sich vor allem an den stiltypischen dissonanten Passagen gelegentlich dezent die Ohren zu.

Trotzdem feierten die fast 800 Zuschauer der beiden Neujahrskonzerte zu Recht das spielfreudige Ensemble um Moderator und Dirigent Cord Garben für einen zauberhaften musikalischen Einstieg ins neue Jahr. Die handverlesenen Profis vor allem aus den Reihen der Hamburger Philharmoniker spielten so frisch wie perfekt. Souverän meisterten sie ein abwechslungsreiches Programm, zwirbelten sich mit Verve durch Welthits wie Mozarts "Türkischen Marsch", Brahms' feurigen "Ungarischen Tanz Nr. 6" oder den "Kaiserwalzer" von Johann Strauss junior.

Unangefochtener Star des Programms war der junge Bassist Wilhelm Schwinghammer. Um ihn reißen sich mittlerweile die deutschen Bühnen, in diesem Sommer wird er bei den Bayreuther Festspielen den König Heinrich in Wagners Oper "Lohengrin" singen. Vor allem die "Zauberflöte"-Arie "O Isis und Osiris" gestaltete er mit vollendet süßer Schwermut. Mitreißend fröhlich gelang ihm Otto Nicolais Arie "Als Büblein klein an der Mutter Brust".

Zu den Höhepunkten des Programms gehörten aber nicht nur die Auftritte der Gaststars. So bestach Konzertmeisterin Marietta Kratz mit ihrem feinen Gespür für den perfekten Bogenstrich in Fritz Kreislers melancholischer Komposition "Liebesleid", Flötist Björn Westlund verzauberte das Publikum nach der Pause mit seinem hauchzarten Flötensolo aus Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faun" aus dem Off im stimmungsvoll abgedunkelten Saal. Mahlers zartes "Rheinlegendchen" und der temperamentvolle "Rakoszy-Marsch" von Berlioz rundeten das Programm vor dem traditionellen Schluss mit "Fledermaus"-Ouvertüre, "Champagner-Galopp" und "Radetzky-Marsch" ab.