Die Barmstedter Jugendbildungsstätte ist nach zehnmonatiger Bauzeit wiedereröffnet. Die Renovierung kostete 2,5 Millionen Euro.

Barmstedt/Kreis Pinneberg. Die Jugendarbeit im Kreis Pinneberg hat wieder ihr altes Zuhause. Nach zehn Monaten Bauzeit ist die Jugendbildungsstätte in Barmstedt jetzt frisch renoviert und steht von sofort an wieder für Seminare, Tagungen, Fortbildungskurse, Jugendfreizeiten und Übernachtungen zur Verfügung.

2,5 Millionen Euro hat die Renovierung des denkmalgeschützten Victor-Andersen-Hauses gekostet, das nach dem Uetersener Sozialdemokraten benannt ist, der 1947 den Kreisjugendring (KJR) ins Leben gerufen hat. Finanziert hat dies im Wesentlichen der Kreis Pinneberg. 600.000 Euro flossen aus EU-Mitteln dazu, da die Sanierung als das "Leuchtturm-Projekt" der Aktivregion Holsteiner Auenland anerkannt ist, zu dem Barmstedt gehört.

"Hier ist etwas Großes passiert. Alles ist neu, alles ist fertig", sagt Ingo Waschkau. Er war bei der feierlichen Einweihung der renovierten Räumlichkeiten schier aus dem Häuschen. Der Geschäftsführer des Kreisjugendrings, der seit 1989 die Bildungsstätte in dem ehemaligen Krankenhaus von Barmstedt betreibt, erinnerte an die fast 30-jährige Geschichte dieser Einrichtung.

Anfang der 80er-Jahre waren es der damalige Kreisjugendpfleger Alfred Fichte, der Barmstedter Bürgermeister Henry Behrens, Landrat Winfried Hebisch und KJR-Vorsitzender Peter Klein, die die Idee hatten, das Gebäude aus dem Jahr 1914 für diesen Zweck dauerhaft zu nutzen und umzubauen und dies politisch auch durchsetzen konnten. "Hebisch ist bis heute stolz auf diese Entwicklung", weiß Landrat Oliver Stolz aus Gesprächen. "Für ihn war es die bedeutendste Entscheidung seiner Amtszeit."

Heute ist dies das Zentrum von 60 Jugendverbänden, die mit ihren 60.000 Mitgliedern im KJR organisiert sind. Die Fassade des fast 100 Jahre alten Gebäudes ist unversehrt. Diese Vorgabe des Denkmalamtes sei nicht immer leicht mit den Wünschen der Planer, den 20 Baugewerken und dem Kostenrahmen zu vereinbaren gewesen, berichtet Bauleiterin Sabine Reichenbach. "Das hat oft Gehirnakrobatik erfordert. Aber es ist uns gelungen, das Herz und den Charakter des Hauses zu erhalten und die neue Technik zu integrieren." So sind jetzt erstmals die meisten Gruppen- und Schlafräume barrierefrei zu erreichen. Der Brandschutz ist auf dem neuesten Stand, Fluchtwege wurden geschaffen, neue Außentreppen gebaut. Die Außenwand und das Dachgeschoss sind gedämmt und energetisch saniert worden. Die Fenster sind neu, die Küche überholt.

Im Keller erzeugt ein eigenes Blockheizkraftwerk Wärme und Strom, was rund ein Fünftel des Energiebedarfs abdeckt. Und im Flur hängt dank der Sparkassen-Stiftung ein großer Flachbildschirm, der als elektronische Infotafel auf die wichtigsten aktuellen Projekte aufmerksam macht. "Dieses Haus ist ein Vorbild für andere Projekte", lobt Landrat Stolz. "Wir werden durch die energetische Sanierung eine Menge Heizkosten sparen und dem Klimaschutz dienen."

Barmstedts Bürgermeister Nils Hammermann ist zudem überzeugt, dass mit der grundsanierten Jugendbildungsstätte die Attraktivität der Stadt Barmstedt deutlich steigen wird: "Der gute Ruf des Hauses wird auch für Barmstedt Früchte tragen. Für uns ist ein Traum wahr geworden." Denn die zahlreichen Besucher und Teilnehmer der rund 40 verschiedenen Kursangebote des KJR nutzten auch das Wellenbad, die Minigolfanlage, die Schlossinsel und andere Freizeitangebote in der ehemaligen Schusterstadt.

Für den KJR sei es jetzt das Ziel, die Zahl der Übernachtungsgäste von zuletzt 7600 im Jahr 2010 auf über 10.000 anzuheben, kündigte Waschkau an. Bei den Bildungsangeboten würden die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit einen neuen Schwerpunkt bilden.

Kollege Melf Behrens vom Landesjugendring zeigte sich beeindruckt. "Das Geld ist gut investiert und zeigt die Wertschätzung eurer Arbeit."

Natürlich stand am Sonntag auch der 18. Neujahrsempfang des Kreisjugendrings unter dem Motto "Neustart der Jugendbildungsstätte". Viele der Gäste aus Politik, Jugendarbeit, Wirtschaft und Verwaltung, darunter auch Kreispräsident Burkhard E. Tiemann, nutzen die Chance, sich nach dem eigentlichen Empfang durch die "neuen" Räume führen zu lassen.