Der Spezialkrankenwagen für Schwergewichtige Patienten über 160 Kilogramm wird künftig auch im Kreis Pinneberg im Einsatz sein.

Kreis Pinneberg. Der Rettungsdienst auch im Kreis Pinneberg hat immer häufiger ein schwerwiegendes Problem. Die Zahl der Fälle, in denen schwergewichtige Personen unter schwierigsten Bedingungen aus ihren Wohnungen geholt und ins Krankenhaus transportiert werden müssen, steigt an. Für die Stadt Hamburg veröffentlichte die Bild-Zeitung gerade eine Statistik, wonach sich beim dortigen Rettungsdienst die Zahl der Transporte von Menschen jenseits der 150-Kilo-Grenze von 21 im Jahr 2004 auf 424 im vergangenen Jahr erhöht hat. Mehr als 20.000 Menschen mit krankheitsbedingtem Übergewicht sollen alleine in der Hansestadt leben. Abhilfe aus Sicht der Retter soll ein neues Spezialfahrzeug schaffen, das der Verein Krankentransporte, Behinderten- und Altenhilfe (KBA) mit Sitz in Norderstedt jüngst in Dienst gestellt hat.

Dieser Schwerlastkrankenwagen kann in Zukunft über die Rettungsleitstelle Elmshorn auch für Einsätze im Kreis Pinneberg angefordert werden. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Fahrzeugen, in denen Menschen mit einem Gewicht von mehr als 160 Kilogramm nicht mehr transportiert werden können, ist mit dem Spezialfahrzeug des KBA nebst besonders belastbarer Trage die Beförderung von Personen mit einem Gewicht bis zu 380 Kilo möglich.

"Unter uns wohnen viel mehr extrem dicke Menschen als wir denken", glaubt Pinnebergs Wehrführer Uwe Kuhlmann, "wir sehen sie nur im Alltag normalerweise nicht". Aus Sicht des Feuerwehrchefs ist der Bedarf für ein zusätzliches Spezialfahrzeug auf jeden Fall gegeben. Kuhlmann und seine Mitstreiter mussten in der Vergangenheit schon häufiger Kranke mit sehr hohem Gewicht unter teils abenteuerlichen Bedingungen retten.

Denn bevor die Betroffenen für den Transport in die Klinik verladen werden können, ist zumeist Handarbeit gefragt. Kuhlmann berichtet davon, wie einmal acht Feuerwehrleute einen Schwergewichtigen in einem sogenannten Bergetuch durch ein extrem enges Treppenhaus gewuchtet hätten.

Dort, wo es möglich war, wurde auch schon einmal der frühere Kran des Technischen Hilfswerkes eingesetzt, um die Trage mit einem XXL-Patienten aus dem Dachgeschoss zu hieven.

In Pinneberg werden Menschen auf der Krankentrage wiederholt mittels der Drehleiter der Wehr aus Fenstern oder von Balkonen gehoben. Nur kann auch der Korb der Drehleiter nicht mehr als 270 Kilogramm Belastung aushalten, wobei das Gewicht eines Feuerwehrmanns als Bedienung abgerechnet werden muss.

Der Weitertransport dieser buchstäblich schweren Fälle erfolgte in der Vergangenheit häufig genug provisorisch, wie auch Florian Scholz, Pressesprecher des KBA, sagt: "Diese Menschen wurden dann sogar schon mal auf einen normalen Feuerwehrlastwagen gelegt." Eine medizinisch betrachtet notdürftige und aus Sicht der Kranken höchst unwürdige Prozedur.

Der neue Schwerlastkrankenwagen indes ist selbstverständlich mit der kompletten Medizintechnik ausgestattet. Das Fahrzeug, das rund 95 000 Euro gekostet hat, verfügt über eine absenkbare Hydraulikrampe, über die der Patient auf einer Spezialtrage ins Innere geschoben werden kann.

Der KBA hat den Schwerlastkrankenwagen zwei Jahre lang getestet. Laut Pressesprecher Florian Gottschalk wurden seit der Indienststellung Mitte Dezember 2011 bereits sieben Einsätze im Kreis Segeberg und fünf in Hamburg registriert. Sogar aus Hagenow (Mecklenburg-Vorpommern) kam schon eine Anforderung für einen Krankentransport eines Schwergewichtigen.

Wie der Pressesprecher des KBA erläuterte, sind die Kosten, die die Krankenkassen tragen müssen, beim Transport mit dem Schwerlastkrankenwagen etwas höher als bei einem normalen Krankenwagen - liegen aber deutlich unter denen für eine Fahrt in einem Rettungswagen.