Die Arbeitslosigkeit im Dezember ist laut Agentur für Arbeit Elmshorn dank des milden Wetters so niedrig wie seit 19 Jahren nicht mehr.

Pinneberg/Elmshorn. Wer am Dienstag im warmen und trockenen Büro saß, der hätte mit Fred Tosch, 36, und seinem Kollegen Sebastian Scharoff, 32, nicht tauschen mögen. Die beiden Bauarbeiter, die derzeit auf der Baustelle an der Pinneberger Johannes-Brahms-Schule, wo eine neue Sporthalle entsteht, tätig sind, hatten es mit widrigsten Bedingungen zu tun. Der Dauerregen und vor allem der starke Wind, der auf der Baustelle Pött und Pann durcheinander wehte, machte dem Duo oben auf dem Baugerüst zu schaffen.

Generell aber ist die wetterbedingte Konjunkturflaute auf dem Bau bislang ausgeblieben. Das ist sicher einer der wichtigen Gründe dafür, dass die Zahl der Arbeitslosen im Kreis Pinneberg im Dezember zwar leicht angestiegen ist, aber im Langzeitvergleich seit 19 Jahren nicht mehr so niedrig war.

Arbeitslosenquote bei 5,2 Prozent.

Wie die Experten der Agentur für Arbeit Elmshorn am Dienstag berichteten, waren im Vormonat im Agenturbezirk (Kreise Pinneberg und Steinburg sowie Stadt Norderstedt) 14 025 Männer und Frauen arbeitslos gemeldet gewesen. Die Arbeitslosenquote betrug demnach 5,2 Prozent. Im November 2011 waren es 13 566 Arbeitslose gewesen (Arbeitslosenquote 5,0 Prozent). Das entspricht einem Anstieg um 3,4 Prozent. Ein Anstieg ist saisonüblich, fiel aber nunmehr deutlich geringer ausfiel als noch in den Vorjahren. Zum Vergleich: Im Dezember vor zwölf Monaten hatten die Mitarbeiter der Elmshorner Agentur noch 15 032 Arbeitslose verzeichnet gehabt (Quote 5,6). Der Höchststand innerhalb der vergangenen zwölf Jahre war in der hiesigen Region im Dezember 2004 erreicht gewesen. Damals waren 24 228 Arbeitslose gemeldet gewesen.

"Das Jahr 2011 verabschiedet sich mit der niedrigsten Dezember-Arbeitslosigkeit seit 19 Jahren. In den nächsten Monaten erwarte ich keine weiteren deutlichen Rückgänge", kommentierte Michaela Bagger als Leiterin der Agentur für Arbeit Elmshorn, "aber der Arbeitsmarkt in unserer Region ist für die kommenden Herausforderungen gut aufgestellt."

Im Kreis Pinneberg, der besser abschneidet als der Nachbarkreis Steinburg, gab es zum Jahresende 8373 Arbeitslose, 666 (-7,4 Prozent) weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote für das Kreisgebiet beträgt aktuell 5,3 Prozent.

Die Region liegt bundesweit im Trend: Zwar erhöhte sich die Arbeitslosenzahl in ganz Deutschland von November bis Dezember 2011 um 67 000 auf jetzt 2,78 Millionen. Laut Bundesagentur ist das jedoch der niedrigste Dezember-Stand seit 1991. Die Arbeitslosenquote für Deutschland beträgt 6,6 Prozent, für Schleswig-Holstein liegt dieser Wert bei 6,9 Prozent.

Im Dezember 2010, wie schon ein Jahr zuvor, hatten Eis und Schnee sich erheblich auf den regionalen Arbeitsmarkt ausgewirkt gehabt. Schon im November hatte Väterchen Frost manche Baustelle lahmgelegt. Wie auch die Führung der Elmshorner Agentur betonte, hat es in diesem Winter weniger witterungsbedingte Kündigungen gegeben. Gerade auch auf dem Bau, wie Innungsobermeister Norbert Lanz aus Quickborn bestätigte. Die Zeiten, als die Bauhandwerker ihre Leute kollektiv bis Ostern nach Hause geschickt hätten, seien vorbei, so Lanz. "In der Angst, in Zukunft nicht mehr genug Fachkräfte zu haben, versuchen die Firmen, ihre guten Leute zu halten", sagt der Obermeister. Inzwischen werde auf dem Bau witterungsbedingt nur noch stunden- oder höchstens tageweise ausgesetzt. Norbert Lanz: "In der Regel wird zum Abschluss des Jahres wie wild gearbeitet, um alle Aufträge abzuarbeiten, und der Einbruch kommt dann im ersten Quartal." Die Auftragsbücher der hiesigen Baufirmen seien aber weiterhin gut gefüllt.

"Es ist gut, wenn viele Menschen in Arbeit sind."

Einen Wermutstropfen gibt es aus Sicht des Chefs des Baugewerbeverbands dennoch: "Es ist gut, wenn viele Menschen in Arbeit sind. Aber es geht doch auch darum, dass die Arbeitnehmer, wie in der Industrie, vernünftiges Geld für ihre Arbeit bekommen."

Rückblickend werten die Fachleute von der Agentur für Arbeit Elmshorn die Entwicklung so, dass der Arbeitsmarkt in der Region "von der anziehenden Konjunktur profitieren konnte". "Heute steht der Arbeitsmarkt besser da als vor der Wirtschaftskrise 2009", sagt Michaela Bagger. In den kommenden Monaten sei zunächst ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten. Die Leiterin der Agentur: "Die weitere Entwicklung hängt auch davon ab, ob Arbeitgeber durch eine mögliche Konjunkturabschwächung verhaltener bei der Personalakquise agieren."

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) habe für den Agenturbezirk Elmshorn einen Rückgang der Arbeitslosigkeit um 6,7 Prozent prognostiziert. Diese Prognose falle für die hiesige Region positiver aus als für Schleswig-Holstein insgesamt (Rückgang um 2,9 Prozent).