Rellingen. Es war das 39. Mal, das der Rellinger Kaufmann Dieter Schröder den Silvestertag zum Orgeltag machte. Und dennoch war dieses Mal etwas anders. Insidern, die jedes Jahr in den Rellinger Ortskern zum "Mann an der Orgel" pilgern, fiel es schnell auf: Der Mann war derselbe - die Orgel allerdings nicht. "Meine stammt aus dem Jahr 1980 und ist inzwischen sehr empfindlich, was Feuchtigkeit betrifft", verriet Dieter Schröder. Und angesichts des Wetterberichts hatte der 72-Jährige die Notbremse gezogen. "Zuletzt habe ich einige Male mehr an der Orgel herumgedoktert als Musik gemacht", sagt der bekennende Drehorgelfan. Und so hatte er sich dieses Mal ein Instrument geliehen, um einer "orgellosen" Zeit vorzubeugen. Im Notfall zu singen - das wäre Dieter Schröders Sache nicht.

Angesichts des trockenen und sonnigen Wetters hätte das Ersatzinstrument wohl gar nicht nötig getan. Letztlich steht aber die Musik gar nicht an erster Stelle. "Es ist das persönliche Zusammentreffen", verrät der Drehorgelmann. Schröder hat sich längst seine Fangemeinde "erorgelt", die sich das ganze Jahr auf das Treffen bei Glühwein und Musik mitten im Ortskern freut. Schröder: "Da sehe ich Leute wieder, denen ich das ganze Jahr über nicht begegne." Und wie es Tradition ist, wird der vierstündige Einsatz des Drehorgelmannes mit dem einen oder anderen Geldschein belohnt - selbst 50-Euro-Scheine landen im Sammeltopf. Auf diese Weise kamen 1674 Euro zusammen - übrigens deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Über diese Summe kann sich nun der Waldorf-Kindergarten freuen.