22. Dezember “Die Suche nach dem Sündenbock“ und 23. Dezember “Mitleid statt Häme und Schadenfreude“

Dem möglichen Absturz der Fußball-Mannschaft des TuS Holstein Quickborn wird in der örtlichen Presse sehr breiter Raum gegeben.

Diese Entwicklung war vorhersehbar, denn das Fußballspielen auf höherem Liganiveau war in den letzten Jahren immer nur von den finanziellen Möglichkeiten bestimmt.

Ein Breitensportverein mit 20 Abteilungen kann bei Beachtung der Grundkosten (insbesondere im Kinder- und Jugendbereich) für Übungsleiter, Sportgeräte, Verwaltung und ähnliches seine Beiträge erheben und darauf verwenden.

Spezielle Finanzmittel für Aufwendungen bestimmter Sportarten - wie Spielereinkäufe, Einfliegen auswärtiger Akteure, teure Trainer, Trikots - können aus dem allgemeinen Topf unter Beachtung sozialer Gesichtspunkte nicht geleistet werden.

In früheren Jahren konnten einzelne Abteilungen ihre Anträge auf Zuweisung von Finanzmitteln aus der Gesamtkasse durchboxen. Dieses, indem sie durch zahlenmäßig geschlossenes Auftreten ihrer Mitglieder in der Jahresmitglieder-Versammlung in den Abstimmungen für entsprechende Mehrheiten sorgten. Dieses war nach der alten Satzung möglich und auch rechtmäßig - ging aber oft zu Lasten anderer Abteilungen (welche zahlenmäßig nicht so stark vertreten waren oder die Tagesordnung nicht so wichtig nahmen und nicht erschienen).

Nach langem Lernprozess wurde dann die Vertretung der Mitglieder auf eine Delegiertenvertretung umgestellt. Dadurch war auch eine "Abstimmungs-Rudelbildung" um Finanzmittel weitgehend eingeschränkt.

Zu einer Beitragsgerechtigkeit führte außerdem eine neue Beitragstruktur, nach der jedes Mitglied (außerhalb eines einheitlichen Verwaltungskostenbeitrages) die Kosten seiner Abteilung anteilig zu tragen hat (Kostenstellenabrechnung). Soziale Komponenten für den Jugendbereich wurden dabei berücksichtigt.

Diese Umstrukturierung war auch ein Ergebnis der Neubewertung der Finanzsituation hinsichtlich der Gefahr des Vereinskonkurses, bedingt durch Verbindlichkeiten aus dem Vereinsheimbau.

Große Verdienste um die Erhaltung des TuS Holstein Quickborn hat der Kreis um den Vorstand, insbesondere der Kassenwart Manfred Kroener, dem es gelungen ist, ein von allen akzeptiertes und in sich kostengerechtes Beitragsmodell zu entwickeln und umzusetzen.

Man muss davon ausgehen, dass eine Verbesserung der Finanzmittel für die Fußball-Ligamannschaft durch eine allgemeine Beitragserhöhung wohl kaum von den Mitgliedern anderer Sparten mitgetragen wird. Ihre Beiträge sind kostenorientiert und bereits hoch genug.

Zu den Sponsorengeldern muss gesagt werden, dass hier ganz klar alle Sponsorengelder dem Gesamtverein zufließen müssen und nicht einer Abteilung zuzurechnen sind. Es sei denn, der Sponsor macht ausdrücklich und klar zur Bedingung, dass seine Zuwendung ausschließlich einer von ihm favorisierten Abteilung oder einem bestimmten Zweck zukommen soll. Das dürfte wohl auch für professionelle Spendensammler nicht so schwierig sein.

Die Fußballabteilung des TuS Holstein Quickborn wird den Weg von vorne gehen müssen wie der 1. FC Quickborn. Ob er hinsichtlich der Jugendarbeit attraktiv genug ist, wird sich herausstellen.

Man kann nur hoffen, dass die TuS-Fußballabteilung aus eigener Kraft wieder zur alten Stärke zurückfindet. Die alten Lieder sollten aber nicht mehr gesungen und Sündenböcke nicht weiter gesucht werden.

Wilhelm Rhauderwiek

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