Wedeler Museum geht neue Wege zur Finanzierung des Kulturbetriebs

Wedel. Die in Wedel ansässige "Ernst Barlach Gesellschaft" geht neue Wege, um die Finanzierung ihrer Arbeit zu sichern. Im Internet werden Produkte rund um den wohl berühmtesten Künstler der Stadt angeboten. Was die einen als unangemessene Kommerzialisierung des Werkes sehen, bedeutet für andere eine schlichte Notwendigkeit, für die man sich keinesfalls zu schämen braucht. Jürgen Doppelstein, Vorsitzender der Gesellschaft, sagt: "Betriebe der Kulturwirtschaft sind mehr und mehr darauf angewiesen, selbst etwas zu ihrer Finanzierung beizutragen."

Natürlich freue er sich über jeden Euro von Sponsoren oder aus öffentlichen Kassen. Doppelstein: "Aber wir können uns nicht mehr ausschließlich auf diese Art der Finanzierung verlassen." Die derzeitige Krise der Hamburger Museen sei ein Beispiel dafür, dass es keinen Sinn mache, allein auf Sponsoren und öffentliche Geldgeber zu setzen. "Das ist nicht beständig. Sponsorenmittel sind oft von der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung abhängig, öffentliche Zuschüsse von der politischen Willensbildung. Wenn wir nachhaltig und beständig arbeiten wollen, brauchen wir auch andere Quellen."

So wurde der Shop mit mehr als 100 Produkten eingerichtet. Da gibt es eine breite Auswahl, etwa die Postkarte mit dem Motiv "Hockende Alte" oder ein Lesezeichen mit der Abbildung "Liegender Rückenakt" für einen Euro bis zur Replik von "Gottvater" aus Böttger-Steinzeug für 3049 Euro. Doppelstein: "Wir sind nicht die Hersteller, sondern bieten nur eine Plattform." Gekauft werde nicht unüberlegt aus dem Online-Shop heraus, zumeist hätten Besucher in einer Ausstellung Kontakt zum Werk erhalten und so eine intensive Beziehung entwickelt, dass sie im Anschluss ein eigenes Barlach-Kunstwerk besitzen möchten. Bislang wurden zwar "nur" vierstellige Summen auf Rechnung oder per Kreditkartenzahlung eingenommen, aber der Trend gehe aufwärts. Insgesamt erwirtschafte die "Barlach Gesellschaft" inklusive Kartenverkäufe und Shops während der nationalen und internationalen Ausstelllungen rund 100 000 Euro jährlich.

Aber ist diese Herstellung von Barlach-Kunstwerken in der Form nicht eine Entwertung des Original-Werkes? Doppelstein widerspricht energisch: "Nein, im Gegenteil - es ist eine Aufwertung und Popularisierung."

Auftrag der Barlach Gesellschaft sei die Erfassung, Ausstellung und Verbreitung des Barlach-Werkes. Das geschehe jetzt mit modernen Mitteln und mit dem Shop auf neuste und systematischste Weise. Es gebe eine "unheimliche Nachfrage". Außerdem seien die Angebote hochwertig und würden dem Künstler gerecht. "Wir arbeiten sehr eng mit der Lizenzverwaltung und der Familie Barlach zusammen. Da geht nichts heraus, was vorher nicht abgestimmt ist", so Doppelstein.

Seiner Meinung nach zeuge die Verneinung eines wirtschaftlichen Kunstbetriebes von "Blauäugigkeit und Weltferne". Doppelstein: "Wenn wir nicht wirtschaftlich kreativ handeln würden, wären wir längst tot."