Mehr als 150 Pkw werden auf dem Exerzierplatz der Eggerstedt-Kaserne “zwischengelagert“

Pinneberg. Wo in den vergangenen Jahrzehnten Tausende von Rekruten ihr feierliches Gelöbnis ablegten und Wehrpflichtige ihre Formalausbildung übten, stehen jetzt die Autos stramm. Mehr als 150 ausrangierte Pkw, teilweise noch in gutem Zustand, warten auf dem früheren Exerzierplatz der Pinneberger Eggerstedt-Kaserne, auf Verwendung, wie es militärisch heißt.

Während in Pinneberg die Politiker noch uneins sind, was aus dem weitläufigen Kasernen-Areal einmal werden soll, steht das Schicksal Autos bereits fest. Die Fahrzeuge werden Stück für Stück bei Bedarf ausgeschlachtet, bis eines Tages deren Reste - in der Schrottpresse zu kompakten Würfeln verdichtet - als Altmetall verwertet werden.

Der immobile Automobil-Fuhrpark ist ein Relikt der Abwrackprämie. Mit der im September vergangenen Jahres ausgelaufenen Aktion gelang es, Zehntausende betagter und wenig umweltfreundlicher Pkw vorzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. Für die Stilllegung samt Verwertungsnachweis wurden die Halter mit 2500 Euro Umweltprämie belohnt, sofern sie sich einen Neuwagen zulegten. Als Nebeneffekt bescherte das Konjunkturprogramm den Autoverwertern einen kräftigen Umsatzboom.

Eigentümer der in der Eggerstedt-Kaserne abgestellten Veteranen ist der Pinneberger Hagen Hamm. Der Inhaber des Auto-Rundum-Service machte wie Branchenkollegen in der Zeit der Abwrackprämie beste Geschäfte. Rund 5000 Altautos landeten bei Hamm zum Ausschlachten und Abwracken. Diese Massen konnte er selbst auf seinem weitläufigen Betriebsgelände an der Haderslebener Straße nicht mehr unterbringen. So mietete Hamm zusätzliche Stellflächen an, darunter auch den jetzt noch verbliebenen alten Exerzierplatz. Eigentümer des gesamten Eggerstedt-Geländes ist der Bund - vertreten durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Die nutzt nicht nur selbst einige der alten Kasernengebäude als Stützpunkt, sondern schloss auch den Mietvertrag mit dem Autoverwerter.

Der Platz ist ideal geeignet, denn die Fläche ist asphaltiert und verfügt über Ölabscheider, so dass keine Gefahr für die Umwelt besteht. Hamm hat sogar eine Genehmigung von der Stadt Pinneberg und vom Landesamt für Umwelt für die Fahrzeuglagerung.

Für seinen Betrieb sind die verbliebenen Altautos eine Art Teilelager. "Das ist wie ein Bankkonto. Wenn wir was brauchen, heben wir was ab", beschreibt der Autoverwerter die Nutzung der Vehikel. Die Verwendung von Teilen wie Motoren, Türen oder Kotflügeln ist rechtens. Die Altautos dürfen lediglich nicht erneut in den Verkehr gebracht werden. Bis Ende August will Hamm die letzten Fahrzeuge ausgeschlachtet haben und das Freiluftlager in der früheren Kaserne räumen.

Apropos: Frische Luft genießen auch einige Pferde in der abgesperrten früheren Militäranlage. Die Rösser weiden auf verpachteten Grünflächen.