Keine Akteneinsicht

"Erneut Gift im Boden entdeckt",

"Umweltexperten stießen auf sechs weitere Alt-Deponien allein in der Stadt Elmshorn"

Hamburger Abendblatt 17. Mai

Überdeckung und "Überwachung" alter Giftmülldeponien gaukeln der Öffentlichkeit scheinbare Sicherheit vor Belastungen vor. Das gilt auch für die berüchtigte Giftmülldeponie "S 3" in Schenefeld.

Die im Artikel "Erneut Gift im Boden entdeckt" angeführten Fakten bestätigen diese Einschätzung nur zu deutlich. Im November 2009 erfuhren wir zufällig, dass auf Veranlassung der Abschnittsleitung Wasserwirtschaft (MR 150) im Bezirksamt Altona (entspricht der "Unteren Wasserbehörde" in Schleswig-Holstein) die Entnahme von Wasserproben am Hamburger Düpenauabschnitt unmittelbar südlich der XFEL-Baustelle veranlasst worden waren.

"Aus gut unterrichteten Kreisen" hörten wir, dass diese Probenentnahme erfolgte, weil auf der XFEL-Baustelle eine bis dahin unbekannte Müllablagerung geöffnet worden sei. Erst die Recherche von Schenefelder BürgerInnen brachte Anfang dieses Jahres ans Licht, dass es bereits im Mai 2009 den Vorfall um die Änderung der Grundwasserfließrichtung unter der "S 3" auf der XFEL-Baustelle gegeben hatte.

Auf ausdrückliches Nachfragen bestätigte die zuständige Mitarbeiterin des Bezirksamtes, dass es einen Zusammenhang zwischen dem XFEL-Vorfall und der Probenentnahme im November 2009 (ein halbes Jahr nach dem Vorfall!) gegeben hätte. Im Bezirksamt Altona gäbe es dazu "einen Vorgang". Uns als NABU-Gruppe würde aber auf keinen Fall Einsicht in diese Akte gewährt werden.

Die Grundwasserfließrichtung wurde durch die Abpumpversuche auf der XFEL-Baustelle unter der "S 3" - mindestens vorübergehend - Richtung "Düpenau" umgekehrt.

Das wirft viele Fragen auf:

- Ist der Giftfluss Richtung Düpenau wirklich beendet?

- Gelangte wirklich kein Gift in die Düpenau?

- Wurde das Erdreich östlich der "S 3" in Richtung XFEL eventuell nachhaltig mit Giftstoffen verseucht?

- Wird das Grundwasser rund um XFEL weiterhin regelmäßig auf Giftgehalte untersucht?

- Warum gewährt das Bezirksamt Altona keinen Einblick in die Unterlagen?

- Wann wird endlich die Bevölkerung in Schenefeld und Altona über die Gifteinleitung informiert?

- Wer kommt für die bisher entstandenen Kosten auf? DESY/ XFEL?

- Ist es nicht an der Zeit, die "S 3" grundlegend zu sanieren und das Gift aus dem Boden zu holen?

Klaus Berking, Koordinator der Arbeitsgruppe Düpenautal - Osdorfer Feldmark NABU Gruppe West, Hamburg

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