Streik der Mediziner geht in die dritte Woche. In den Kliniken werden die Auswirkungen immer deutlicher spürbar

Pinneberg/Elmshorn. Für die Ärzte an kommunalen Krankenhäusern hat die dritte Streikwoche begonnen. Auch die Kliniken in Elmshorn und Pinneberg sind betroffen - und dort werden die Arbeitskampfmaßnahmen für die Patienten immer deutlicher spürbar. "Zunehmend müssen auch dringende Eingriffe verschoben werden", sagt Dr. Gebhard Becks, Sprecher der streikenden Mediziner.

Er nennt als Beispiel die in Elmshorn ansässige Chirurgische Klinik. Dort könnten nicht mehr alle Operationssäle betrieben werden, weil Narkoseärzte fehlen würden. Becks: "Die Personaldecke ist ohnehin dünn. Schon vor dem Streik musste die Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin in Elmshorn auf Honorarärzte zurückgreifen." Deren Leistungen werden über Zeitarbeitsfirmen eingekauft, um die Versorgung sicherzustellen.

"Das ist ein eklatantes Beispiel, wie eine über Jahre verschleppte Verbesserung ärztlicher Arbeitsbedingungen zu Versorgungsmängeln führt - und zu erhöhten Kosten", erläutert Becks. Schließlich würden derartige Honorarärzte ein Vielfaches dessen kosten, was ein fest angestellter Mediziner verdient.

Am gestrigen Montag standen laut dem Sprecher der streikenden Ärzte lediglich zwei von sechs Operationssälen mit Notbesetzungen zur Verfügung. Becks: "Alles, was planbar und verschiebbar ist, wird verschoben." Nach seinen Angaben seien Termine bei Patienten teilweise schon zum zweiten oder dritten Mal abgesagt worden. "Unsere Arbeitskampfmaßnahmen werden immer spürbarer."

Am Klinikum Elmshorn seien inzwischen Ärzte aus allen großen Abteilungen an dem unbefristeten Streik beteiligt - Psychiater, Chirurgen, Internisten sowie Anästhesisten. Das habe inzwischen erhebliche Auswirkungen auf die dortige Klinik für Innere Medizin: Laut Angaben der streikenden Ärzte musste bereits eine internistische Abteilung in Elmshorn wegen Personalmangels vorübergehend geschlossen werden. "Die Patienten sind dann in andere Krankenhäuser gebracht worden", erläutert der Sprecher der streikenden Ärzte. Eine Ausnahme würden lediglich Notfälle darstellen. Laut Vereinbarung der Ärztegewerkschaft Marburger Bund und den Klinikleitungen ist die Versorgung akut erkrankter Personen jedoch sichergestellt.

Im Klinikum Pinneberg hatten sich in der ersten Streikwoche Ärzte der Inneren Medizin an dem Arbeitskampf beteiligt. "Wir haben die Auswirkungen gespürt mussten daher eine gewisse Anzahl an Operationen verschieben", bestätigt Manfred Glasmeyer, kaufmännischer Direktor des Klinikums Pinneberg. Da diese Abteilung inzwischen nicht mehr bestreikt werde, könnten nun ausgefallene Termine nachgeholt werden. Laut Glasmeyer ist in der Kreisstadt derzeit noch die Neurologie betroffen, wo es zu erheblichen Wartezeiten komme.

"Die Versorgung von Notfällen ist sichergestellt, auch eilige Operationen erfolgen planmäßig", betont Lars Timm, kaufmännischer Direktor des Klinikums Elmshorn. Dort würden Leistungen von außen zugekauft - etwa die von Narkoseärzten. Das Klinikum Wedel, das ebenfalls zum Regio-Konzern gehört, ist nicht betroffen.

Die in der Krückaustadt streikenden Ärzte wollen ihre Aktion unbefristet fortsetzen. "Wir erwarten, dass sich der Arbeitgeber endlich bewegt statt Lohndumping beim eigenen Personal zu betreiben", fordert Gebhard Becks. Nach seinen Angaben finden derzeit keine Tarifverhandlungen auf überregionaler Ebene statt. Und auch der Sana-Konzern als neuer Mehrheitseigentümer der Regio-Kliniken habe bisher nicht signalisiert, über einen möglichen Haustarifvertrag sprechen zu wollen.

Die Ärzte wollen weiterhin versuchen, mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Zuletzt hielten sie eine Kundgebung vor der Hamburger Ärztekammer ab. In der Hansestadt hatten sich der Marburger Bund und der dortige Arbeitgeberverband für Krankenhausärzte im Februar auf eine Gehaltssteigerung sowie Verbesserung der Arbeitsbedingungen verständigt. Was für die Hamburger Kollegen gelte, müsse nun auch in Schleswig-Holstein Realität werden, forderten die Streikenden.