Drei Schauspieler haben auf ihrer Weltreise durch die Kulturen von Hamburg über Montevideo in Haseldorf fest gemacht

Haseldorf. Sie sind auf den Spuren des Piraten Störtebeker, der sogar die Pinnau hinauf gesegelt sein soll. Sie nennen ihr Haus mit dem Mast am alten Deich in Haseldorf auch gern das Piratenschiff. Und auch ihr Leben ähnelt dem der Freibeuter.

Michael Leye gehört zur Stammcrew. Er hat das Pantheater gegründet, ist durch die Welt gezogen, hat in der Hamburger Kult- und Kulturstätte Kampnagelfabrik das Pantheater ins Leben gerufen, hat in Südamerika gelebt und gearbeitet, und ist an der Deichreihe 29 sesshaft geworden. Dort hat er gemeinsam mit dem Chilenen Andrés Krug Danto und Annabell Andreas eine Bühne eingerichtet - am kommenden Wochenende wird sie eingeweiht.

Ein Schauspielhaus auf dem Gelände der ehemaligen Schiffswerft

"Der Traum ist, ein feines, herzliches und überraschendes Theater zu machen. Es soll klein und erreichbar sein", sagt Michael Leye, der schon seit vielen Jahren in dem von Efeu umrankten Haus auf dem Gelände der ehemaligen Schiffswerft und Muschelmühle in Haseldorf lebt.

Von hier aus ging es und wird es auch weiterhin auf Tournee gehen. Doch gleichzeitig schafft sich die Gruppe einen eigenen, vollkommen selbst gestalteten Bühnenraum. "Auf Tournee müssen wir uns immer wieder in neuen Räumen einrichten, müssen immer Kompromisse eingehen und haben immer zu wenig Zeit, um zu proben", erzählt Michael Leye. "Hier können wir uns die Zeit nehmen, die wir benötigen, und können genauer sein."

Leye, Krug Danto und Annabell Andreas haben sich von Anfang an von den Staatstheatern fern gehalten. "Das ist zu hierarchisch. Wir wollten immer unabhängig sein", sagt Michael Leye. "Wir wollen kein Theater machen, dass nur das Publikum bedient. Wir erzählen Geschichten, die wichtig sind für das Leben. In die Stücke bringen wir unsere eigenen Erfahrungen ein", berichtet Annabell Andreas.

Das Ziel: Politisches und poetisches Theater

Deshalb war es immer politisches Theater, das Leye und Mitstreiter auf die Bühne brachten. "Aber es muss schön sein", betont Michael Leye. "Unser Ziel ist, ein Kunstwerk zu schaffen." Deshalb wird kein Schauspieler des Pantheaters mit erhobenem Zeigefinger über die Bühne wandern. Besonders Südamerika hat das Wirken des Pantheaters beeinflusst. Das liegt auch daran, dass mit Andrés Krug Danto, ein Chilene, zur Gruppe gehört.

Erfahrungen mit der Diktatur und dem Kampf ums Wasser

Er lernte den deutschen Theatermacher Leye in den 80er-Jahren kennen, als das Pantheater Deutschland bei einem internationalen Festival vertrat. Das Ziel aller Kulturschaffenden: Die von der Diktatur Pinochets bedrohten Künstler in dem südamerikanischen Staat zu unterstützen.

Doch auch aus Afrika brachten die Schauspieler Erfahrungen mit und setzten die ungerechte Verteilung des Wassers in Ghana für die Bühne um "Sonne, Wasser und Geld" heißt das Stück. Das Trio erzählt über seine Reise durch das afrikanische Land, die Begegnungen mit den Menschen und über den Wert des Wassers und der Sonne für die Bevölkerung.

"Es ist immer wichtig, eine Balance zwischen Politik und Kunst zu schaffen", sagt Leye. Auch der Namensgeber für das Theater stand an so einer Grenze: Pan ist in der griechischen Mythologie der Hirtengott, ein Mischwesen aus Mensch und Ziege. Er ist verliebt in die Nymphen, doch sobald er sich ihnen nähert, erstarren sie zu Schilfrohr. Daraus bastelt er sich die Panflöte.

Neues Projekt: "Es war die Lerche", Erkundungen in der Marsch

Wie Pan die Natur und die Tiere schützte, so wollen sich auch die Theatermacher für ihren Lebensraum stark machen. Deshalb sind sie dabei, nach den Erkundungen in Uruguay und Ghana, die Haseldorfer Marsch erkunden. "Es war die Lerche" lautet der Arbeitstitel. Der so schön singende Vogel ist heute in der Region kaum noch zu hören, das war um 1900, als der Dichterprinz Emil von Schoenaich-Carolath-Schilden der Rilke und andere Literaten in die Marsch einlud, noch ganz anders.

Die Freude an den Inseln intakter Natur in der Marsch und die Lust an der Kunst wollen die Haseldorfer Pantheatermacher auch ihrem Publikum bereiten. Das Programm steht. Der Zutritt zur Einweihung am Wochenende ist frei - neugierige Gäste sind auf dem Piratenschiff "Pantheater" willkommen.

Pantheater, Deichreihe 29, Haseldorf, Telefon/Fax 04129/607

info@pantheater.de