Reinhard Schlifke hat die Anlage für das Museum rekonstruiert. Nahe der heutigen Hochbrücke hatten die Schauenburger vor rund 400 Jahren ihren herrschaftlichen Sitz - mit Wall und Wassergraben.

Pinneberg. Hätte es im 17. Jahrhundert die Hochbrücke gegeben - sie wäre die ideale Aussichtsplattform für einen Blick auf Schloss Pinneberg gewesen. Dort wo heute städtebaulich unansehnliche Gebäude das Industriegebiet am Hafen füllen, zwischen Koppelstraße und der Mühlenstraße, stand einst ein richtiges Schloss.

1472 errichtet, später ausgebaut zu einer Festung mitsamt Wall und Wassergraben, diente es über viele Jahre den Verwaltern der Grafen von Schauenburg und später den dänischen Landdrosten als Residenz, bis es 1658 von den Schweden während ihres Krieges gegen Polen und Dänemark niedergebrannt und 1720 schließlich komplett abgerissen wurde.

Bisher hatten die Pinneberger, wenn überhaupt, eine vage Vorstellung vom ehemaligen Schloss. Der Dithmarscher Maler Daniel Frese hatte es vor mehr als 400 Jahren auf einer Landtafel verewigt. Jetzt können sich die Pinneberger endlich ein fast vollständiges Bild von dem Anwesen machen: Ein originalgetreues Modell des Pinneberger Schlosses mitsamt prächtigem "Thorhaus", Brücke und Damm steht ab sofort im Stadtmuseum an der Dingstätte.

Reinhard Schlifke hat das Miniaturschloss gebaut. Als Vorlage diente dem 58 Jahre alten Hobby-Modellbauer eine Zeichnung, deren Original in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen liegt. Sie zeigt den niedergebrannten Prunkbau im Jahre 1658 aus der Vogelperspektive. Zweite Grundlage war die Vermessung des ehemaligen Schlossgeländes durch den Architekten Klaus Groth im Jahre 1978.

Etwa neun Monate arbeitete Schlifke in seiner Freizeit an seinem Schloss. Für die sternförmige Verteidigungsanlage mit Wällen und Gräben brauchte es vor allem Holz, Pappe und Kleister. Für die winzigen Palisaden verwendete Reinhard Schlifke 800 Zahnstocher, die er allerdings einzeln auf Länge und in Form bringen musste: "Allein das hat schon Wochen gedauert".

Die Kunststoffgebäude stammen aus Modellbausätzen im Stil Weser-Renaissance, die Schlifke passend geschnitten und zusammengesetzt hat. Das fertige Modell zeigt wohlgemerkt das niedergebrannte Schloss. "Die einzige historisch korrekte Vorlage zeigt die zerstörten Gebäude", sagt Schlifke. "Ich habe keine Vorstellung von den Original-Dächern.

Das Frese-Bild lässt nur vermuten, wie das unversehrte Schloss aussah. Das ist für ein originalgetreues Modell schlicht zu ungenau."

Für die Museumschefin Ina Duggen-Below ist der Hobby-Modellbauer Reinhard Schlifke "ein echter Glücksfall", vor allem, weil er historisch sehr genau arbeitet. Schlifke hatte für die Dauerausstellung zur Pinneberger Stadtgeschichte bereits ein Modell des historischen Pinneberger Bahnhofs gebaut und trägt nun auch mit dem Modell des Pinneberger Schlosses dazu bei, den Pinnebergern ein Stück ihrer eigenen Geschichte zurück zu geben.

Die vor einen Jahr modern konzipierte Dauerausstellung zu Pinneberger Stadtgeschichte mitsamt dem Schlossmodell von Reinhard Schlifke im Stadtmuseum an der Dingstätte 25, dienstags, mittwochs und freitags von 17 bis 19 Uhr, donnerstags von 10 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 17 Uhr und sonnabends von 11 bis 13 Uhr geöffnet.