Spaziergänger hatten am Wochenende Dutzende toter Tiere nahe dem Pinnau-Sperrwerk entdeckt. Die Nabu erstattet Anzeige gegen unbekannt.

Seestermühe/Elmshorn. Am Wochenende standen die Telefone bei den Elmshorner Naturschützern nicht still: "Alle Anrufer meldeten eine große Zahl toter Schwäne am Pinnau-Sperrwerk", berichtet Hans Helmut Dürnberg vom Naturschutzbund (Nabu). Der Chef des Ortsvereins und mehrere Mitstreiter sahen nach - und machten eine grausige Entdeckung: Dutzende toter Tiere lagen am Deich, im Schilf oder auf den Feldern. "Viele sind erschossen worden", ist sich Dürnberg sicher.

Die Naturschützer haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Heute will Dürnberg einen Kadaver, der eine Schussverletzung aufweise, der Polizei übergeben. Bereits am Montag hatte sich der Umweltschutztrupp des Bezirksreviers am Sperrwerk umgesehen. "Wir haben mehrere tote Tiere vorgefunden", bestätigt Polizeihauptmeister Rüdiger Foßeck. Allerdings seien diese vor längerer Zeit verendet und wiesen keine Anzeichen von Gewalt auf. "Wir vermuten, dass sie dem Winter zum Opfer gefallen sind."

Dass diverse Schwäne deswegen verendet sind, bestreitet Dürnberg nicht. "Aber wir haben auch viele Tiere gefunden, die erst vor wenigen Stunden oder Tagen zu Tode gekommen sind." Diese seien gut genährt gewesen, so Dürnberg. Einige hätten frische Blutspuren aufgewiesen, bei anderen seien Einschusslöcher erkennbar gewesen, bei wiederum anderen seien Flügel durch Gewalt zersplittert. "Wir haben 173 lebende Tiere gezählt. Die sind völlig scheu und müssen den ganzen Winter über bejagt worden sein."

Von November bis Februar, das hat der damalige Umweltminister Christian von Boetticher (CDU) 2005 verfügt, dürfen Höckerschwäne gejagt werden. "Wir haben Tiere geschossen, weil sie immense Schäden gerade in der Landwirtschaft anrichten", bestätigt Uwe Hamann, der für den Seestermüher Außendeich zuständige Jäger. Allerdings sei dies nur in dem vorgeschriebenen Zeitraum erfolgt und die toten Tiere seien sofort entfernt worden. Hamann: "Es haben aber auch viele Tiere den harten Winter nicht überstanden." Diese Kadaver hätten die Jäger vor Ort belassen, damit sie Greifvögeln als natürliche Nahrungsquelle dienen. "So haben wir der Natur ihren Lauf gelassen."

Nabu-Chef Dürnberg kritisiert, dass Höckerschwäne überhaupt gejagt werden dürfen. Auch Fritz Lempfert, Naturschützer aus Seestermühe, hält das für falsch. Er kann bestätigen, dass vor Kurzem im Außendeichgelände geschossen worden ist. Für Andree Zipfel, ehemals Chef des Umweltausschusses der Gemeinde, ist die Auseinandersetzung keine Überraschung. "Die Schwäne kommen seit vielen Jahren zu uns. Einige Landwirte versuchen sie mit Knallanlagen zu vergrämen." Doch hat er auch Personen auf den Feldern gesehen, die mit Schrotflinten geschossen haben. "So etwas muss politisch gelöst werden, zum Beispiel mit Ausgleichszahlungen für wirtschaftliche Schäden durch Wildfraß."