Eine Woche voller Erlebnisse in Amerika hat Spuren hinterlassen. Die Koffer sind voller Mitbringsel - und die Köpfe voller Anregungen.

Rockville/Pinneberg. Nicht nur die Koffer waren deutlich voller als auf dem Hinflug. Auch die Herzen der zwölf Gäste aus Pinneberg waren prall gefüllt, als sie nach einer Woche in der amerikanischen Partnerstadt Rockville nahe Washington D.C. von alten und neu gewonnenen Freunden Abschied nahmen und sich auf den Heimweg machten. Ihre Köpfe steckten zudem voller Anregungen und neuer Ideen, die sie aus der Sister City im US-Bundesstaat Maryland mit nach Pinneberg nahmen.

Neben den Jubiläumspartys der Stadt Rockville und der amerikanischen Freundegesellschaft gab es für die Delegation reichlich Gelegenheiten, sich mit amerikanischen Amtskollegen auszutauschen. Bürgermeisterin Kristin Alheit ist von der Art beeindruckt, wie die Stadt Rockville auf ihre Bürger zugeht. "Sie sagt nicht 'Kommt her, wenn Ihr was wollt' sondern fragt 'Was kann ich für Sie tun?'. Das spiegelt für mich das richtige Verhältnis zwischen Stadt und Bürger wider." Auch von der Bereitschaft der Menschen zum Anpacken ist sie angetan. Wochenlang hatte Rockville enorme Schneemassen zu bewältigen. "Die Nachbarn haben sich gegenseitig die Straßen und Wege frei geschaufelt und nicht darauf gewartet, dass die teils von der Schneeräumung überforderte Stadt das erledigt."

Die CDU-Ratsherren Bernd Hinrichs und Michael Lorenz nahmen mit Blick auf das gerade mal fünfköpfige City Council Rockville eine Frage mit nach Hause: Muss Pinneberg 35 Ratsmitglieder haben oder reichen auch weniger? "Eine kleine Ratsversammlung könnte helfen, Entscheidungen schneller durchzuziehen", meint Bernd Hinrichs, der als Präsident der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Rockville-Pinneberg die Reise organisiert hatte. Als negativ empfindet Lorenz die kurze Amtszeit des Stadtrates der Partnerstadt. In Rockville stellen sich die Kandidaten inklusive Bürgermeisterin alle zwei Jahre zur Wahl.

CDU-Ratsfrau Ilse Orth, eine der mit Rockville erfahrenen Gäste, nimmt ein weiteres Mal den "American way of life" mit nach Hause. "Die Einstellung der Menschen zum Leben ist sehr positiv und locker."

CDU-Ratsherr Kai Sibbert konnte als Polizist bei Eric Over von der Rockville City Police Einblick in die amerikanische Polizeiarbeit nehmen. Kritisch bemerkt Sibbert, dass die Stadt Rockville an der falschen Stelle spart: "Die Eigenleistung der Polizisten für Pensionen soll um 250 Dollar pro Monat erhöht werden. Das finde ich schlecht."

Michael Patt von der Pinneberger Wirtschaftsgemeinschaft empfindet die Flexibilität der amerikanischen Geschäftsleute als sehr positiv. "Eine Geschäftsidee wird aufgegriffen und umgesetzt. Ist der Trend vorbei, beendet man das Geschäft halt wieder." Sein Beispiel aus der Hauptstadt Washington 20 Kilometer südlich von Rockville: Da hat der Betreiber von "Ben's Chilli Bowl", jenes Restaurant, in dem Barack Obama vor seiner Wahl zum Präsidenten seine Burger zu essen pflegte, kurzerhand im ersten Stock ein kleines Museum über die Geschichte des Viertels, des Restaurants und der berühmtesten Gäste eingerichtet und verkauft Souvenirs. "Solange der Laden läuft, macht er ein Zusatzgeschäft, danach macht er das Museum eben wieder dicht", meint Michael Patt.

Auch der elf Jahre alte Jannik Alheit, der seine Mutter in die Partnerstadt Rockville begleitete, hat eine Idee mit nach Hause genommen: "Ich finde es sehr schön, dass die Leute in Rockville überhaupt keine Zäune um ihre Grundstücke ziehen. Alles ist ganz offen und frei. Das könnten wir bei uns zu Hause doch auch so machen."