Steuergelder verbrannt

"Jetzt werden die Meißel für den Abriss des Uetersener Silos gewetzt", PZ vom 6. März

Das Silo am Stichhafen soll abgerissen werden. Kostet 1,1 Millionen Euro. Es gibt ja aber einen Zuschuss vom Land von 660 000 Euro, und für die 3000 Quadratmeter unerschlossenes Gewerbegebiet soll es noch mal 300 000 Euro Einnahme (?) geben. Es werden also mindestens 800 000 Euro Steuergelder verbrannt. Wäre es da nicht sinnvoller, mit dem Umland zusammen zu schauen, ob es andere Gewerbeflächen gibt, die günstiger zu erschließen sind? Zum Beispiel in Oha an der Autobahn?

Aber nein wir haben es ja!

In Pinneberg soll die Westumgebung bis 2013 fertig sein. Kosten angeblich 18 Millionen Euro. Bei zwei Brücken, über Bahn und Pinnau, scheint mir dieser Betrag doch recht geschönt. In Pinneberg herrschen aber griechische Verhältnisse (kurz vorm Staatsbankrott).

Das wuppen wir aber trotzdem.

Wir haben es ja!

In Hessen werden 30 Steuerfahnder freigesetzt. "Es könnte ja dem Ansehen des Landes schaden, wenn sie zu viele Steuersünder erwischen!" Wozu auch für mehr Steuergerechtigkeit sorgen?

Wir haben es ja!

Im Bund und in den Ländern wird darüber diskutiert, Verbrecherdateien zu kaufen. Wieso gibt es da eigentlich eine Diskussion? "Die paar Millionenbetrüger kann man doch auch laufen lassen?"

Wir haben es ja?

Und außerdem: Solange diskutiert wird und noch kein Ermittlungsverfahren eingeleitet ist, kann man ja mit einer Selbstanzeige einer Strafverfolgung entgehen. Wieso gibt es da eigentlich eine Diskussion? "Die paar Millionenbetrüger kann man doch auch laufen lassen?"

Wir haben es ja?

"Ich kann nur jedem raten, der mal geblitzt wird, sofort die nächste Polizeidienststelle anzufahren, um sich selbst anzuzeigen, bevor der Starenkasten ausgewertet wird und man mit einer Bestrafung rechnen müsste."

"Denn, wir haben es ja nicht!"

Rainer Darkow, Uetersen

Hätte Mitgefühl erwartet

"Das "Haus der toten Seelen" - Awo will Missstände aufklären", PZ vom 26. Februar

Sehr geehrter Herr Sembill,

mit großem Unverständnis lese ich ihre Äußerungen zu den Berichten der früheren Heimbewohner aus Pinneberg im Hamburger Abendblatt.

Sie sprechen von "möglicher struktureller Gewalt und Übergriffen". Strukturelle = diffuse nicht zurechenbare Gewalt; Übergriffe = da hat wohl jemand etwas überreagiert. Das ist eine unzumutbare Darstellung.

Aus den Schilderungen des betroffenen Heinz B. geht hervor, dass hier ein konkreter (nicht diffuser) erwachsener Pädagoge, dem er als Schutzbefohlener anvertraut war, gewalttätig wurde.

Anders kann und darf man es nicht nennen, wenn ein neunjähriges Kind, das von seinen Betreuern abhängig ist, so ins Gesicht geschlagen wird, dass das Augenlicht geschädigt wird. Auch die Tatsache einen Päderasten, der sich jahrelang an den gleichen Schutzbefohlenen vergangen hat, zu entlassen, aber nicht anzuzeigen, ist nicht diffus, sondern ein sehr konkretes Versagen.

Sicher sah früher in der Heimerziehung vieles anders aus, und aus Fehlern wurde auch gelernt, diesen Prozess habe ich in meinen langen Berufsjahren als Sozialarbeiterin durchaus miterlebt.

Aber egal, wie es früher in den Heimen aussah, ein verantwortlicher Pädagoge hätte immer mindestens so viel Mitgefühl mit den Kindern haben müssen wie der Mitschüler Werner O., dem diese Kinder einfach leid taten in ihrem Mangel. Dieses echte Mitgefühl hätte ich auch heute bei der AWO - deren Mitglied ich übrigens bin - erwartet.

Mein großer Respekt gilt all denen, die jetzt aus dieser Dunkelheit herausgetreten sind und versuchen, sich endlich zu befreien.

Einem "Lebenswerk" wie das von ihnen in Bezug auf Herrn Hager zitierte, in dem es solche Rohheit und Gefühllosigkeit gegeben hat, kann man keinen Respekt zollen.

Angelika Lübon, per E-Mail

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