Die Arbeit im Ausland gehört zum Programm für das Freiwillige ökologische Jahr, kurz FöJ, in Haseldorf.

Haseldorf/Pirambu. Wenn es Nacht wird, schwimmen sie zum Strand. Langsam schieben sie sich den Sand hinauf, bis sie sich für einen Platz entscheiden. Mit ihren paddelförmigen Füßen graben sie ein bis zu 50 Zentimeter tiefes Loch und legen etwa 100 Eier ab. Das Wunder: Etwa 30 Jahre ist es her, dass sie selbst hier geschlüpft sind. Tausende Kilometer sind sie seitdem in den Weltmeeren umhergezogen. Doch ihre Geburtsstätte vergessen sie nie.

Alexander Savvidis (20) hat dieses Naturschauspiel hautnah beobachtet. Er hat mit vielen anderen aufgepasst, wo die Schildkröten ihre Nester anlegen. Er hat die Stellen gekennzeichnet und sie gegen Nesträuber verteidigt. "Das ist eine einzigartige Erfahrung", sagt der junge Mann, der den Auslandseinsatz im Rahmen seines freiwilligen ökologischen Jahres für den Naturschutzbund in Haseldorf absolvieren durfte.

Zum dritten Mal schickte der Nabu einen der Seinen nach Brasilien. Nina Kunze durfte als erste das Schildkrötenschutzprojekt Tamar kennenlernen. Lisa Bloß (19) reiste 2008, blieb fast drei Monate, verliebte sich in Land, Schildkröten und Leute und will wieder nach Brasilien.

Auch der gebürtige Grieche will wieder zurück. "Vielleicht im Rahmen eines Urlaubssemesters während des Studiums." Alexander Savvidis will als Meeresbiologe arbeiten. Da passte der Einsatz in Brasilien wunderbar.

Nur zum geliebten Tauchen kam der 20-Jährige kaum. "Das Wasser war leider viel zu trüb", berichtet er. Stattdessen lernte er Wellenreiten, und als er mit dem Brett durch Zufall in die Nähe einer Delphinschule kam, stürzte er sich ins Wasser. Doch die Meeressäuger zogen davon. So bleiben vorerst die Schildkröten die größten Lebewesen, denen Savvidis nah kommen konnte.

Mindestens genauso faszinierend war für den Weltreisenden das Erlebnis, als sich die kleinen Meeresschildkröten frei gruben und Richtung Meer strebten. "Die Helfer passen auf, dass die Kleinen die richtige Richtung einschlagen. Sie orientieren sich am Licht, dass natürlicherweise vom Meer kommt. Wenn aber vom Dorf Licht strahlt, kann es vorkommen, dass die Baby sich verlaufen und in der Sonne austrocknen ", erklärt Savvidis.

Die Wacht am Strand ist nicht die einzige Aufgabe des Schutzprojekts. Genauso wichtig nehmen es die Verantwortlichen, die Bevölkerung für das Leben der Meeresschildkröten zu sensibilisieren. Dazu zählen Vorträge in Schulen. Dank Lotta Grönemeyer, der Nichte des Sängers Herbert, war der Haseldorfer schnell fit in Portugiesisch, sodass er auch diesen Job meisterte.

Als "schlau" bewertet Alexander Savvidis, dass es den Akteuren gelungen ist, die einstigen Nesträuber aus der Bevölkerung in die Schutzarbeit einzuspannen. Sie gehören zu den gut 400 Beschäftigten des Projekts"und wissen wie kein anderer, wo die Tiere ihre Eier ablegen", erzählt der gebürtige Grieche.

Sogar die Fischer sind engagiert. Sie lernen, wie eine im Netz gefangene und bewusstlose Schildkröte wieder belebt wird. Alexander Savvidis berichtet: "Das Tier einfach auf den Rücken legen und mit der flachen Hand pumpen wie bei der Herzdruckmassage." So eine Erste Hilfe hat er nicht erlebt, nur für den Nachwuchs hat er einige Hürden beiseite geräumt. Aber der Weg vom Nest zum Wasser ist nur ein Bruchteil dessen, was eine Meeresschildkröte bewältigen muss, um in 30 Jahren für den nächsten Nachwuchs zu sorgen. Savvidis weiß: "Nur eins von 1000 Tieren kommt bis dahin durch."