Rund 60 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Für die drei Auszubildenden wurden bereits neue Lehrstellen gefunden.

Rellingen. Aus und vorbei nach 50 Jahren: Das Rellinger Textilunternehmen Jeantex stellt zum Jahresende seinen Geschäftsbetrieb ein. Den rund 60 Mitarbeitern wurde bereits gekündigt, jetzt wird die Firma abgewickelt. Trauer herrscht in der Belegschaft, besonders aber bei den beiden Geschäftsführern Wolfgang (63) und Wilfried Linden (58): "Es tut weh, aber es geht einfach nicht mehr weiter."

Ein ganzer Schwung von Gründen hat zu der Situation geführt, dass der international renommierte Hersteller von Wetter- und Sportbekleidung das Feld räumt. Einer davon ist die schwierige Nachfolgeregelung. "Früh war klar, dass unsere eigenen Kinder nicht ins Unternehmen einsteigen werden. Sie sind anderweitig beruflich erfolgreich beziehungsweise noch in der Ausbildung", sagten die beiden Brüder, die das Unternehmen von ihren Eltern übernommen hatten. Zunächst war geplant gewesen, dass leitende Mitarbeiter die Lücke füllen und nach und nach vielleicht mit Hilfe eines Investors den Betrieb weiter führen. Doch insbesondere wegen der Finanzkrise zerplatzte dieser Traum schnell - eine Finanzierung wurde unmöglich.

Und viel Geld ist für den Geschäftsbetrieb notwendig, da das Lager mit den in China und anderen Ländern hergestellten Bekleidungsstücken erheblich Kapital bindet. Weiteres Problem: "Unser Händlernetz ist im Vergleich zum Zeitpunkt vor rund zehn Jahren auf etwa zehn Prozent zusammengeschmolzen", so Wilfried Linden. Ursachen für den Niedergang seien der Internethandel, aber auch die insgesamt schwächere Nachfrage aus dem Wassersportbereich. "Unsere Wurzeln liegen in Bekleidung für Fischer und Segler. Mit wetterfester Kleidung waren wir früher führend, auch von der Technologie her - aber der Markt schrumpft, weil Nachwuchs fehlt", sagt der Geschäftsführer.

Einen Aufschwung habe es noch gegeben, als sich das Unternehmen im Radsport stark engagierte und sogar Transalp-Touren veranstaltete, an denen weit mehr als 1000 Bike-Fans teilnahmen. "Dieser Bereich läuft nach wie vor gut. Aber er reicht nicht aus, um die Einbrüche bei Segelbekleidung und Kinderbekleidung aufzufangen", sagte Wolfgang Linden.

Konsequenz wäre eine Umstrukturierung gewesen, die man am leichtesten über eine Insolvenz organisiert. "Aber das ist nicht unsere Art. Wir wollen weder unseren Lieferanten und schon gar nicht unseren Mitarbeitern etwas schuldig bleiben", sagten die Brüder einmütig. "Wir haben uns mit den Mitarbeitern immer wie eine Familie gefühlt. Wir wollen fair miteinander umgehen." Mehr noch: Während früherer Schwächephasen haben sie sogar privates Geld in den Betrieb nachgeschossen - das ist jedoch nicht nachhaltig erfolgreich gewesen.

Die Mitarbeiter, von denen 45 in der Rellinger Zentrale und 15 im Außendienst tätig sind, sind jetzt auf Jobsuche. Für die drei Auszubildenden haben die Brüder neue Unternehmen gefunden, in denen sie ihre Lehre beenden können.