Schneemassen sorgen zunehmend für Frust. Harter Kampf um Salznachschub: “Mafiaähnliche Zustände“.

Kreis Pinneberg. Hört denn das nie auf? Schon seit mehr als sieben Wochen hat der Winter den Kreis Pinneberg fest im Griff. Doch die erste Begeisterung über Flockenpracht und fröhliches Eisvergnügen ist inzwischen vielfach Frust und Verärgerung gewichen. Nicht nur die Bürger kommen gegen die Schneemassen und vereiste Straßen und Gehwege kaum noch an. Auch bei den kommunalen Räumdiensten werden die Vorräte an Tausalz knapp.

In vielen Städten und Gemeinden wie Pinneberg, Halstenbek und Rellingen beschränkt sich der öffentliche Winterdienst bereits vorwiegend auf die Hauptverkehrsstraßen. Die Verwaltungen appellieren an die Bürger, ihrer Räumpflicht nachzukommen, sind jedoch teilweise selbst nicht in der Lage, die öffentlichen Wege und Plätze ausreichend freizuhalten.

Die jüngste Tauperiode am Montag hat die Situation noch verschärft. Geschmolzener Schnee gefror über Nacht bei minus vier bis sieben Grad und machte aus Gehwegen und Fahrbahnen höllisch glatte Knubbelpisten. Vor allem für ältere Menschen, Gehbehinderte mit Rollatoren und Mütter mit Kinderwagen wurde das Passieren dieser Stolperstrecken zum unfallträchtigen Unterfangen. Heftige Schneefälle und Verwehungen bei strammem Südost deckten gestern die vereisten Flächen ab. Unter der weißen Pracht waren die rutschigen Stellen kaum noch zu erkennen.

Hinzu kommen die immer knapper werdenden Vorräte an Streumaterial. Guter Service: In Rellingen wird auf dem Bauhof am Korkwisch ein Sandhaufen aufgeschüttet, an dem sich die Einwohner mit Material im Kampf gegen die Glätte kostenlos versorgen können. "In Notfällen stehen auch die Sandkisten auf den Spielplätzen zur Verfügung", sagt Bauamtschef Uwe Goldt.

Sand wird auch auf Bauhöfen, Straßen- und Autobahnmeistereien zunehmend zum Ersatzstoff, weil Streusalz knapp und teuer geworden ist. "Wir strecken schon seit einer Woche mit Sand", sagt Gert Zimmermann vom Bauhof in Wedel. Fünf Tonnen Salz hat er noch als Notration. Das reicht für einen Schneetag. Nachschub ist nicht zu kriegen. "Oder nur zu Horrorpreisen für 198 Euro pro Tonne aus Russland", klagt er.

Auch in Pinneberg beschränkt sich der Straßendienst weitgehend auf das Schneeräumen und Sandstreuen. "Salz kommt nur noch auf Steigungen wie an der Hochbrücke zum Einsatz", sagt Bauhofchef Hans Teut.

Eine Woche lang kommt Bernd Hagemann von der Straßenmeisterei des Kreises Pinneberg noch aus, um das 100 Kilometer lange Fahrbahnnetz abzustreuen. "Das ist teilweise schon mafiamäßig", beschreibt er den Kampf um Salznachschub. Nicht ganz so eng ist es bei der Straßen- und Autobahnmeisterei in Elmshorn. "Pro Schneetag werden durchschnittlich 35 Tonnen benötigt. Noch sind 200 Tonnen Reserve in der Salzhalle", sagt Lars Schliewe. Falls es knapp werden sollte, müsste mit Sand gestreckt oder der Streudienst auf Landesstraßen und Autobahnstandspuren eingeschränkt werden.