Wedeler Kandidaten-Duell: Rund 250 Bürger fragten den Amtsinhaber und seinen Herausforderer nach den Schwerpunkten ihres Arbeitsprogramms.

Wedel. Es war ein ungleiches Duell, das sich Wolfgang Bötel und Niels Schmidt im "Schulauer Fährhaus" um das Amt des Bürgermeisters von Wedel lieferten. Vor mehr als 250 Gästen hatte Amtsinhaber Schmidt zu jedem Thema - wenn auch keine Patentlösungen so doch immer - Fakten-Wissen sowie eine darauf gründende Meinung parat. Recycling-Unternehmer und Herausforderer Bötel hingegen passte bei der Mehrzahl der Themen komplett und gestand seine Unkenntnis offen ein.

Nachdem Journalist und Moderator Peter Schweinberger mit seinen intensiv-ausführlichen Erinnerungen an alte Zeiten den Auftakt gegeben hatte, stellten sich die Kandidaten zunächst persönlich vor. Hier der Unternehmer mit Schlosser- und Kaufmannsausbildung, mit großem Familiensinn und Freude am Motorradfahren und Urlaub mit Hunden im Ferienhaus an der Nordsee - da der der Diplom-Verwaltungswirt, der als Kind auf der elterlichen Tankstelle Scheiben putzte, Abitur am Johann-Rist-Gymnasium machte, in der Wedeler Verwaltung von der Pike auf Dienst tat, kürzlich zum zweiten Mal heiratete und in seiner Freizeit Theater und Treffen mit Freunden mag.

"Wirtschaft" war eines der Kernthemen. Bötel versprach, er wolle "regelmäßige Gespräche mit der Unternehmerschaft" führen. Schmidt verwies auf seine Bilanz, Firmen wie Alk Abelló, medac, TWK Sensorik, Atlas Elektronik und vielen anderen bei Ansiedlung und Erweiterung geholfen zu haben, was Millionen-Investitionen in der Stadt und sichere Arbeitsplätze zur Folge gehabt habe. Bötel mahnte "intelligente Grundstücksverkäufe" beim ehemaligen Mobil-Öl-Gelände an. Schmidt schilderte seine deshalb bereits seit Jahren laufenden schwierigen Verhandlungen mit Exxon-Konzern, die kurz vor einem guten Ergebnis stünden. Bötel beklagte das Fehlen von Fachgeschäften in der Bahnhofstraße und plant, sie unter anderem durch Elektro-Shuttle-Busse attraktiver machen zu wollen - Schmidt erklärte ihm und dem Publikum, dass ein Bürgermeister schwerlich verordnen könne, welche privatwirtschaftlich organisierten Geschäfte sich wo ansiedeln, das entscheide vielmehr das Einkaufsverhalten der Kunden und der Markt. Bötel schlug eine Verlegung der Groß-Diskothek von der Rissener Straße vor, um die Sicherheit zu verbessern - Schmidt fragte nach, wie er das bewerkstelligen wolle, wenn ein privater Unternehmer in einer rechtmäßig gemieteten Immobilie ein erlaubtes Geschäft betreibe. Bötels Antwort: Man müsse den Disco-Betreiber "in die Pflicht nehmen".

Und dann war da noch eine Vielzahl von Punkten, die der Herausforderer allein dem Amtsinhaber überließ: Was bedeutet soziale Gerechtigkeit? "Da schließe ich mich Herrn Schmidt an. Der ist tiefer in dem Thema drin." Bürgerfreundliche Verwaltung? "Ich möchte mich nicht blamieren. Ich habe da den Einblick nicht. Mir fällt nicht mehr ein, als Herr Schmidt gesagt hat. " Schaffung von bezahlbarem Wohnraum? "Ich schließe mich Herrn Schmidt an." Anwohnerbeteiligung an Straßenausbau? "Herr Schmidt, sagen Sie was dazu." ÖPNV? Hafenausbau? "Da kann ich mich Herrn Schmidt nur anschließen." Auf die Frage aus dem Publikum, ob er nach dieser Kandidatenvorstellung noch die Lust und die Energie habe Bürgermeister zu werden, sagte Bötel: "Das ist eine vermessene Frage. Jeder hat seine Qualitäten, und ich habe Führungseigenschaften. Das habe ich als Unternehmer bewiesen - ob ein paar Fragen beantwortet werden oder nicht, ist nebensächlich." Am Sonntag, 28. Februar, entscheiden die Wedeler Bürgerinnen und Bürger im Alter ab 16 Jahren.