Wir haben kein Recht zu vergessen: Diesem Prinzip verpflichtet, lud der Kreis Pinneberg zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Etwa 80 Gäste kamen in die Pinneberger Drostei, um den Opfern der Gewaltherrschaft zu gedenken und den Blick für die Gefahren der Diktatur heute zu schärfen.

Pinneberg. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit, das Ereignis jährte sich zum 65. Mal.

"Mit der Befreiung des Lagers in Auschwitz endete das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte", sagte Kreispräsident Burkhard E. Tiemann, der die Gedenkstunde vor vier Jahren ins Leben rief. Auschwitz stehe dabei stellvertretend für alle Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Er mahnte zugleich, gegen das Vergessen anzugehen und den Fokus auf den jüdisch-christlichen Dialog zu richten.

Auch Propst Thomas Bergemann richtete den Blick in die Zukunft: "Lassen Sie uns kritisch und selbstkritisch bleiben, nicht nur heute", forderte er. Ein Tag des Gedenkens wie dieser müsse schmerzen und dürfe keine professionelle Rückschau werden. Nanette Wolf erzählte von ihrer Großmutter und ihrer Tante, die in Konzentrationslagern einsaßen und zeigte sich besorgt über zunehmende antisemitische Tendenzen in Deutschland.

Höhepunkt war er Auftritt der jüdischen Kantorin Yalda Rebling aus Berlin, deren Mutter gemeinsam mit Anne Frank in Bergen-Belsen inhaftiert war. Begleitet von Konzertpianist Gerhard Folkerts aus Wedel trug sie Lieder zum Gedenken an die Opfer vor. Das Konzert wurde durch Spenden der Rotary Clubs Pinneberg und Wedel ermöglicht. "Ich habe schon Hunderte Gedenkveranstaltungen besucht", sagte sie. "Aber in Pinneberg war ich noch nie." Für ihren eindringlichen Gesang und die Klavierbegleitung bekam das Duo den einzigen Applaus an diesem sonst sehr stillen Abend.