Barack Obama tut es, der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer tut es, und auch viele deutsche Politiker lernen, das Internet für ihren Wahlkampf zu nutzen.

Was private Blogger und andere Internetnutzer schon lange wissen, verbreitet sich auch immer mehr in der Politik: Informationen lassen sich einfach und schnell global verbreiten, das Netz kennt keine Grenzen. Was von den Parteien lange ungenutzt blieb, erlebt in jüngster Zeit einen regen Aufschwung. Die Frage ist nur, ob das der richtige Weg ist.

Nach den Ergebnissen einer Online-Meinungsumfrage nutzen zwar zwei Drittel der befragten Internet-Nutzer das Netz, um sich politisch weiterzubilden, dabei besucht aber nur jeder Zehnte die Internet-Seiten der Parteien.

Ein aktuelles Beispiel ist die neue Bundesfamilienministerin Kristina Köhler, die etwa über Twitter mit Einträgen wie "Heute viele Termine in Wiesbaden, z. B. beim Integrationsprojekt Tandem. Jetzt wieder zurück nach Berlin." versucht, Wähler zu erreichen, die sie sonst niemals erreichen könnte. Diese sind nicht auf irgendwelchen Kundgebungen zu finden, halten sich aber umso mehr im Internet auf. Doch funktioniert das?

Bringt das Internet Politiker und Wähler näher zusammen? Neben unserer neuen Bundesfamilienministerin bestätigen dies auch viele Parteien. Grund dafür: Wenn ein Mensch, der ansonsten eher wenig mit Politik am Hut hat, plötzlich Frau Köhler bei Facebook entdeckt, weckt dies möglicherweise sein Interesse, und er fragt sie vielleicht über einen Pinnwandeintrag, was sie denn an der Familienpolitik in Deutschland verändern möchte.

Kristina Köhlers Antwort kann dann jeder beliebige, internetvertraute Mensch lesen und kommentieren. Dadurch kann es laut Torsten Weigelt, dem Vorsitzenden der Jungen Liberalen, schon mal zu lebhaften Diskussionen kommen, und der Wahlkampf wird persönlicher und direkter.

Vor diesem Hintergrund ist es anscheinend der Fall, dass das Internet die Politik zum Positiven verändert. Neue Wähler würden erreicht und Politikinteresse werde geweckt. So sehen es die Parteien und geben sich sehr zuversichtlich gegenüber dem Internet als neues Medium für die Politik. Ob die Zukunft nun wirklich so rosig wird, wie behauptet, werden wir sehen. Doch so lange Kristina Köhler uns noch von ihrem Twitter-Anzeigebild herunter anlächelt, ist die Welt der Internet-Politik wohl noch in Ordnung.