Roter Teppich

"Neues Warenhaus für Pinneberg", PZ vom 9. Januar

Immer wenn Investoren sich im Rathaus anmelden, wird ihnen der rote Teppich ausgerollt. Die Bürgermeisterin hat sich schon entschieden: "Wir sollten die Gelegenheit beim Schopfe packen."

Die Investoren interessiert es nicht, wenn alteingesessene Fachhändler reihenweise dichtmachen, und die Leerstände von Filialisten aufgefüllt werden, die hier in dieser Massierung keiner braucht. Sie interessiert es nicht, dass erneut eine Freifläche - der Marktplatz - zugepflastert wird. Die Verwaltung sollte es interessieren. Das Bauamt aber scheint auf Zuruf zu planen und nur bis an die Stadtgrenzen Pinnebergs zu denken.

Ein Gesamtkonzept scheint in Pinneberg zu fehlen und politische Visionen sowieso. Oder ist das wirklich die Vision, jedem Investor den roten Teppich auszurollen und auch noch die letzte Freifläche dafür zu opfern? Neue Supermärkte sind am Rosenfeld entstanden, weitere an der Flensburger Straße geplant.

Dadurch werden Kunden aus der Innenstadt abgezogen. Als Konkurrenzprojekt soll nun ein SB-Warenhaus mit einer Verkaufsfläche von 4000 Quadratmetern angesiedelt werden, das dann seinerseits den Märkten an der Peripherie und in der Innenstadt (z. B. Bert Meyer) massiv Kunden abziehen wird. So wird Leerstand geplant.

Wie kann man sich zum Büttel in diesem Konkurrenzkampf machen?

Das Bauamt hat die Patentlösung: Die Pinneberger Bauwut. Immer neue Wohngebiete müssen her. Dass die Infrastruktur fehlt, die man sich wegen der leeren Stadtkasse auch gar nicht mehr leisten kann, spielt offenbar keine Rolle.

Pinneberg braucht dringend ein stimmiges Gesamtkonzept für eine ausgewogene und nachhaltige Stadtentwicklung, das gemeinsam von Verwaltung, Politik und Wirtschaftsgemeinschaft unter Berücksichtigung der Kundeninteressen und der finanziellen Leistungsfähigkeit der Stadt entwickelt wird. Dafür müssen aber erst einmal andere politische Mehrheiten her.

Die Bürgerinnen und Bürger haben bei der nächsten Kommunalwahl wieder die Möglichkeit, sich diese Mehrheiten zu wählen. Solange kann weitergewurstelt werden.

Manfred von Bergner, Pinneberg

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