Ein Lied von Gerhard Wendland führte sie damals zusammen aber, er kennt weder Namen noch Alter der dunkelhaarigen Schönen.

Halstenbek/Pinneberg. Er war Schlagzeuger und Sänger in der Egon-Hetschel-Combo. "Wir spielten Tanzmusik, Swing und Schlager. Am liebsten habe ich die Titel von Gerhard Wendland gesungen", erinnert sich Gerhard Krohn. Das war 1952, als die Kapelle an Wochenenden in zahlreichen Tanzlokalen im Kreis Pinneberg auftrat. Auch im "Eggerstedter Park" an der Datumer Chaussee zwischen Pinneberg und dem Stadtteil Waldenau. Und dort traf Gerhard Krohn, gerade 21 Jahre jung, auf seine große Jugendliebe: Jetzt, 57 Jahre später, im reifen Alter von 78 Jahren, hat der rüstige Rentner nur noch einen großen Herzenswunsch: Er möchte seine Flamme aus jungen Jahren noch einmal wieder sehen.

Krohns Problem: "Ich weiß nicht mehr, wie meine damalige Freundin hieß." Der Halstenbeker hofft nun, dass ihm die Leser der Pinneberger Zeitung helfen können. Denn Krohn hat noch ein Foto seiner Jugendliebe. Dieses Erinnerungsstück könnte der Schlüssel zur Lösung seines Dilemmas sein. Das Bild zeigt eine junge dunkelhaarige Frau im eleganten Mantel.

Zurück zum Anfang der Lovestory, die im Mai oder Juni 1952 begann und kein Happy End hat: "Gerhard Wendland hat uns zusammengeführt", sagt Krohn. "Ich sang gerade sein Lied 'Liebe ist ja nur ein Märchen' und habe dabei wie immer mit den Mädels im Saal geflirtet." Als er der dunkelhaarigen jungen Frau zulächelte, die mit ein paar Freundinnen am Tisch saß, war dies der Auftakt für die ebenso so kurze wie intensive Liebesgeschichte. "Sie lächelte zurück, und als ich in einer Tanzpause fragte, ob ich sie nach Hause bringen dürfe, sagte sie ja."

Bis morgens um vier wartete Krohns neue Eroberung auf das Ende der Veranstaltung, dann gingen sie am Bahndamm entlang heftig turtelnd bis nach Halstenbek. Dort nahm die schöne Hamburgerin den ersten Zug in Richtung Altona. Denn sie wohnte an der Straße Allee, die heute Max-Brauer-Allee heißt. Einige Wochen lang trafen sich Krohn und seine neue Freundin regelmäßig. Mal war er bei ihr zu Gast, mal besuchte sie ihn in Halstenbek. Einzelheiten seiner Beziehung bleiben Tabu: "Ein Kavalier genießt und schweigt", sagt Krohn diskret. Und ergänzt: "Ich hätte sie heiraten wollen."

Doch dann kam es zum Bruch: "Sie hat gesagt, du bist zu jung für mich", sagt Krohn. "Dabei war sie höchstens drei bis vier Jahre älter", schätzt der Rentner. Denn ihr wahres Alter blieb ihr Geheimnis. Notgedrungen akzeptierte Krohn die Trennung.

Fast hatte der Halstenbeker seine Eroberung schon vergessen, da gab es in den 80er-Jahren ein denkwürdiges Ereignis: Krohn, im Hauptberuf in der Metallbranche tätig, machte in seiner Freizeit immer noch Musik und war mit einem Akkordeon-Spieler als Duo für eine Silberhochzeit engagiert. Gefeiert wurde in "Mohnkes Gasthof" in Tornesch. Dort entdeckte Krohn unter den Gästen eine dunkelhaarige Frau, die seiner einstigen Liebe verblüffend ähnlich sah. Ein Detail machte den enttäuschten Liebhaber fast sicher, die Richtige entdeckt zu haben: eine Narbe auf dem linken Unterarm. So eine Verletzungsspur hatte auch die verflossene Freundin an der gleichen Stelle.

Doch statt nun die Gelegenheit am Schopfe zu packen und sich der Unbekannten vorzustellen, hielt sich Krohn zurück: "Ich war einfach zu schüchtern. Außerdem saß ein junger Mann an ihrem Tisch, der vielleicht ihr Sohn war."

Wieder gingen die Jahrzehnte ins Land, bis Krohn vor einem Jahr im Traum mit seiner schönen Ex-Freundin spazieren ging. "Das war für mich das Zeichen, die Spur wieder aufzunehmen." Jetzt sucht der Halstenbeker nach Gästen, die damals bei der Silberhochzeit im mittlerweile abgebrannten Gasthof Mohnke dabei waren. In den vergangenen Monaten hat Krohn schon mehr als 500 Briefe an Tornescher Bürger geschrieben und um Hilfe gebeten. Die Adressen besorgte er sich von einer Telefon-CD. "A bis S habe ich geschafft", sagt der fleißige Detektiv. Doch die wenigen Antworten führten nicht zum Erfolg. Im neuen Jahr will Krohn seine Aktion fortsetzen und auch das Foto mitschicken.

Die Leser der Pinneberger Zeitung können ebenfalls mithelfen. Anruf, Postkarte oder E-Mail genügt (siehe Impressum). Krohn hofft, dass es Resonanz gibt. Die alte Liebe will er jedoch nicht neu beleben. Es geht ihm nur um ein Wiedersehen. Seine größte Sorge ist, dass die schöne Freundin von einst schon verstorben sein könnte.

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