Bei dem Unfall am Himmelfahrtstag war eine Fußgängerin ums Leben gekommen, ihr Freund wurde schwer verletzt.

Elmshorn/Raa Besenbek. Selbst Amtsrichter Tim Feicke war nach der zweistündigen Verhandlung gestern Vormittag ganz mitgenommen über die tragischen Folgen des Unfalls am Himmelfahrtstag in Raa Besenbek. "Wir stehen fassungslos davor und wissen nicht, was wir tun sollen." Ein 19 Jahre alter Mann aus Altenmoor war in einer als gefährlich bekannten S-Kurve der Siethwender Chaussee ins Schleudern geraten und hatte eine 45 Jahre alte Fußgängerin mit seinem Opel Corsa erfasst und getötet. Ihr Freund, der mit ihr Hand in Hand spazieren ging, überlebte mit einigen Knochenbrüchen den Unfall. Der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Moritz K. blieb aber straffrei. Es sei ihm "kein krasser Verstoß" vorzuwerfen, fasste Richter Feicke die Aussagen der Zeugen und des Kfz-Sachverständigen zusammen. Allerdings muss er bis März ein Fahrsicherheitstraining absolvieren. "Auch wenn nicht nach dem Jugendstrafrecht zu urteilen gewesen wäre, hätte ich wohl das Strafverfahren eingestellt."

Somit war es wohl eine Verkettung unglücklicher Umstände, die sich in den Mittagstunden dieses 21. Mai zwischen Elmshorn und Altenmoor zu einer schicksalhaften Tragödie verdichteten. Der Auszubildende Moritz K., der erst vier Monate den Führerschein besaß und zu Weihnachten den alten Wagen seiner Oma geschenkt bekam, war auf dem Weg nach Hause. Es hatte geregnet, aber die Straße war wieder weitgehend abgetrocknet. Nur in dieser "tückischen Kurve", in der schon oft Kradfahrer gestürzt sind, wie ein Zeuge sagte, hatten die Bäume die Straße feucht und schmierig gelassen. Tempo 100 war erlaubt, K. bremste auf etwa 70 km/h ab. Das war angesichts der Straßenverhältnisse immer noch zehn km/h zu schnell, wie Sachverständiger Thomas Hilker ermittelte. So geriet Moritz K. auf die Gegenfahrbahn, wo ihm der Trecker von Jörg Kruse und Christian Bumann entgegen kam. K. bremste und lenkte abrupt nach rechts und touchierte noch mit dem Heck den hinteren Reifen des Treckers. "Wenn er jetzt die Kupplung getreten hätte, wäre der Unfall vielleicht vermieden worden", sagte das Opfer Sven K. vor Gericht aus. Doch das geschah nicht, und er sah nun den Corsa quer auf sich und seine Freundin zuschießen, ohne eine Chance, ausweichen zu können. "Ich hörte ein Geräusch, als wenn man auf einen Pappkarton tritt und spürte, wie sich unsere Hände lösten", erinnerte sich der Zeuge sehr gefasst vor Gericht, den der Angeklagte, der selber unverletzt blieb, später im Krankenhaus besuchte. "Dann erinnere ich mich erst wieder, als ich zu mir kam und immer wieder fragte: 'Was ist mit Barbara?'"