Elmshornerin (27) verletzte im Juni einen Pinneberger lebensgefährlich. Sie sagt: Es war ein Unfall.

Pinneberg/Itzehoe. Ihre rotblonden Locken hatte die Angeklagte gestern Morgen zunächst vollständig unter einem Kapuzenshirt versteckt. Erst als sie den Schwurgerichtssaal des Landgerichts Itzehoe betrat, in den sie die Gerichtsdiener und ihr Anwalt Frank Stammbach begleiteten, entblößte sie ihre Lockenpracht. Die 27 Jahre alte Angeklagte muss sich wegen versuchten Totschlags verantworten. Je nachdem, wie das Gericht unter dem Vorsitz von Richter Eberhard Hülsing die Schuldfrage im Januar nach vier Verhandlungstagen bewertet, droht ihr eine Strafe zwischen einem Jahr und zehn Jahren.

Der Auftakt dieses Prozesses verlief relativ unspektakulär. Staatsanwalt Nils Broder Greve verlas die Anklageschrift. Dann wurde die Verhandlung auf den nächsten Termin am Mittwoch, 16. Dezember, (13.30 Uhr, Saal 11, Landgericht Itzehoe) vertagt.

So konnten die wenigen Zuhörer gestern nur erahnen, was sich da in jener Nacht auf Sonnabend, 13. Juni, in der Wohnung des Opfers an der Elmshorner Straße in Pinneberg abgespielt hat. Offenbar war es bis zur Tat um 2 Uhr nachts ein feuchtfröhlicher Abend zwischen der 27-jährigen Filiz A. und dem acht Jahre älteren Martin K. Einen Monat zuvor hatten sich die Elmshornerin und der Pinneberger kennen- und lieben gelernt. Plötzlich greift die junge Frau nach einem kleinen Küchenmesser und sticht zu. Sie trifft ihren Bekannten im Brustbereich und verletzt ihn schwer am Herzbeutel. Nur eine Notoperation in einer Hamburger Klinik rettet dem Mann das Leben. Zuvor hatte er noch selber die Polizei alarmiert.

Bei der Tat war Filiz A. stark alkoholisiert: 1,8 Promille ergab die Blutprobe eine Stunde später. Ob dieser benebelte Zustand ihre Schuldfähigkeit mindert, wird die Beweisaufnahme zeigen. Ein vorläufiges Gutachten eines Sachverständigen geht davon aus, dass sie "nicht schuldunfähig" war, also ihr Handeln noch habe steuern können.

Täter und Opfer stellen den Tatverlauf sehr unterschiedlich dar. Er sagt, sie habe plötzlich und unvermittelt zugestochen, als er in die Küche kam. Sie sagt, es sei ein Unfall gewesen, beide hätten sich über Fernsehserien unterhalten und dabei eine offenbar dramatische Szene nachgespielt.

Genaueres wird sich nun im Laufe der Verhandlung zeigen. Die Angeklagte kündigte gestern an, dass sie zum Tatvorwurf aussagen werde. Ihr Opfer lässt sich von einem Pinneberger Anwalt als Nebenkläger vertreten.