Ein aufregendes Jahr für den ruhigen Mann, der mit einer Schau seinen 60. Geburtstag feierte, neigt sich dem Ende zu.

Heede. Er ist ein stiller Künstler, der ruhige Kunstwerke schafft. Hartmut Mohrs Bilder hängen nicht an der Wand und "schreien" den Betrachter an, sie anzuschauen. Vielmehr fällt der Blick beinahe unvermittelt auf sie. Und wenn man schon weitergehen will, dann ist da plötzlich etwas, das sagt: Halt, stopp mal! Vielleicht ist das der Grund, dass Hartmut Mohr seit 1985 ununterbrochen bei der Landesschau des Landesverbandes Schleswig-Holstein im Bundesverband Bildender Künstler vertreten ist. Diese 56. Landesschau mit rund 110 Arbeiten von Künstlern aus Schleswig-Holstein wird vom 13. Dezember bis zum 7. Februar im Ostholstein-Museum in Eutin, Schlossplatz 1, gezeigt und soll anschließend in Norwegen präsentiert werden.

Hartmut Mohr freut es, dass er zum 25. Mal in Folge mit von der Partie ist. "Das hat meines Wissens bislang noch kein anderer Künstler geschafft", sagt er mit einem Lächeln. Irgendwie ist das so etwas wie ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk, denn der Heeder Künstler ist in diesem Jahr 60 Jahre alt geworden. Die große Geburtstagsschau hatte es schon in der ersten Jahreshälfte in Elmshorn gegeben. Außerdem wird am Sonnabend, 12. Dezember, um 16 Uhr in der Norderstedter Galerie am Rathaus, Rathausallee 50, noch Mohrs Ausstellung "Bildstoffe aus drei Jahrzehnten" eröffnet. Sie kann bis zum 14. Januar montags, dienstags, donnerstags und sonntags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden.

Die Entscheidung, Künstler zu werden, hat Mohr auch mit 60 Jahren nicht bereut. "Ich wollte von der Jugend über die Schule, das Studium bis heute immer Künstler sein", sagt Mohr. Ein Vorbild war der Pinneberger Künstler Günther Thiersch, der Mohr am Elmshorner Bismarck-Gymnasium unterrichtete. Und die Seelenverwandtschaft der beiden Künstler ist in ihren Werken auch ansatzweise zu erahnen. Schattenwürfe, die bei Thierschs technischen Bildern eine große Rolle spielen, sind auch bei Mohrs Werken von großer Wichtigkeit. Und doch: "Thiersch malte den Vordergrund, ich beschäftige mich mit dem Malgrund", sagt Mohr. Der wird bei ihm mit einem Terpentinlappen und Ölfarbe monochrom vorbereitet, um dann mit dem Bleistift Schattenwürfe, Verletzungen des Malgrundes, Verflechtungen und Schnürungen von Rissen darauf zu zeichnen. So schafft Mohr auf der ebenen Fläche den Eindruck von Auf- und Durchbrüchen, die das Auge des Betrachters fesseln und ganz still nach Aufmerksamkeit verlangen, um zu erforschen, was man dort eigentlich sieht.

Mohr hat nach seinem Abitur in Elmshorn in Hamburg Kunstgeschichte und Kunst studiert, um dann rund 15 Jahre in der Hansestadt als Kunsterzieher zu arbeiten. Der Schritt zum freien Künstler hat wiederum etwas mit seinem Lehrer Thiersch zu tun. "1985 habe ich erstmals öffentlich meine Bilder ausgestellt", sagt Mohr. Und das war eine Schau, die Arbeiten von Thiersch und seinen Schülern zeigte. Und seine Kunst, die es in dieser Form nirgends gab, fand Beachtung. Bereits ein Jahr später erhielt Hartmut Mohr den Kulturpreis des Kreises Pinneberg. Danach trat er in den Bundesverband Bildender Künstler ein. Es folgten zahlreiche Ausstellungen in Deutschland, Estland, Russland, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Polen, Norwegen, den Niederlanden und den USA.

Seinem Malstil ist Mohr immer treu geblieben. "Mein Thema bleibt mein Thema", sagt der Künstler. "Ich modifiziere es nur." Und sein Malgrund gibt einiges an Modifikationen her. Ans Aufhören denkt Mohr auch mit 60 Jahren noch lange nicht. "Ein Künstler geht nie in Rente", sagt er und schmunzelt dabei.