Nathalie Storr wollte unbedingt in der Großstadt lernen. Sie und andere dürfen das weiterhin. Neulinge vielleicht nicht mehr.

Pinneberg/Hamburg. Für Nathalie Storr ging vor gut drei Jahren ein großer Wunsch in Erfüllung. Die heute 13 Jahre alte Pinnebergerin bekam damals als Viertklässlerin die Nachricht, dass sie die Hamburger Sophie-Barat-Schule besuchen durfte.

Dank des Gastschul-Abkommens zwischen den beiden Bundesländern hatte das staatlich anerkannte katholische Gymnasium in der Warburgstraße am Hamburger Dammtor der Aufnahme der Schülerin aus Schleswig-Holstein sofort zugestimmt. "Ich war erst kurz vorher aus Hamburg nach Pinneberg gezogen und wollte auf jeden Fall auf genau diese Schule und bin heute noch glücklich darüber, dass es völlig problemlos funktioniert hat", sagt Nathalie.

Diese Wahlfreiheit könnte kommenden Schülergenerationen verwehrt bleiben, denn Hamburg hat das Gastschulabkommen mit Schleswig-Holstein, das Mädchen und Jungen aus dem nördlichsten Bundesland das Lernen jenseits der Landesgrenze ermöglicht hat, bereits vor Längerem gekündigt. Für die Stadt Hamburg geht es um viel Geld, für Schleswig-Holstein um die Zukunft vieler Viertklässler in der Metropolregion. Denn nach derzeitigem Stand werden sie im kommenden Schuljahr nicht mehr an Hamburger Schulen aufgenommen.

Erst für diesen Montag ist das erste Treffen zwischen dem Kieler Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) und Hamburgs Bildungssenatorin Christa Goetsch (GAL) festgelegt worden - möglicherweise viel zu spät für betroffene Eltern und ihre Kinder. Denn ob sich selbst im Fall einer grundsätzlichen Einigung nach dem Treffen etwas ändert, ist fraglich.

Nach Abendblatt-Informationen rechnet man in der Hamburger Senatskanzlei damit, dass die Verhandlungen mindestens bis Februar dauern werden. In vielen weiterführenden Schulen müssen aber die Kinder in der ersten Februarwoche angemeldet werden. Die Entscheidung in den Familien fällt in der Regel schon viel früher.

Das kann bedeuten: Die fünften Klassen des Jahrgangs 2010/2011 in Hamburg sind weitgehend frei von Mitschülern aus Schleswig-Holstein. Eine seit Jahrzehnten gelebte Praxis im Grenzgebiet fände ein abruptes Ende.

Einen sogenannten Bestandsschutz genießen nur die Schüler, die jetzt schon in Hamburg unterrichtet werden - so wie Nathalie Storr, deren Einstellung sich mittlerweile etwas geändert hat. "Damals wäre ich bei einer Ablehnung aus Hamburg total unglücklich gewesen", sagt Nathalie, die in Pinneberg nur ein paar Fußminuten entfernt vom Gymnasium Theodor-Heuss-Schule entfernt wohnt. Sie meint: "Aus heutiger Sicht wäre es wohl nicht so schlimm gewesen. Ich bin jetzt ein paar Jahre älter und weiß, dass ich garantiert auch hier Freunde gefunden und Spaß im Pinneberger Gymnasium gehabt hätte."