Jetzt will E.on Hanse noch die Wärmeversorgung für die rund 1000 Haushalte auf Deutschlands einziger Hochseeinsel von Diesel betriebenen Aggregaten auf Windkraft umstellen.

Quickborn. "Das ist ein großer Tag für Helgoland. Für uns hat ein neues Zeitalter begonnen. Wir sagen danke", freute sich Bürgermeister Frank Botter, als gestern um 14.40 Uhr per Knopfdruck die Stromversorgung der Insel mit dem Festland angeschaltet wurde.

Botter war live per Videobild nach Quickborn zugeschaltet, wo in der Zentrale des Energieversorgers E.on-Hanse Ministerpräsident Peter Harry Carstensen vor zahlreichen Kameras den Schalter betätigte, der Helgoland energiemäßig ins 21. Jahrhundert katapultiert.

Jetzt ist Helgoland als letzte Gemeinde Schleswig-Holsteins mit dem Stromnetz des Landes verbunden. Bislang erzeugten zwei große Schiffsdieselmotoren den Strom auf der Insel. Diese wurden gestern ebenfalls abgeschaltet. "Helgoland ist jetzt an die lange Leine gelegt", schmunzelte Ministerpräsident Carstensen.

20 Millionen Euro hat das Energieversorgungsunternehmen E.on-Hanse in dieses "Jahrzehnte-Projekt" investiert, sagte Projektleiter Eberhard Hoffmann-Berling. Ein Spezialschiff hatte im August das 53 Kilometer lange und 800 Tonnen schwere Kabel von St. Peter Ording unter dem bis zu 50 Meter tiefen Meeresboden verlegt und bis zur Düne Helgolands gebracht. Zwölf Tage hat diese aufwendige Arbeit gedauert, erklärte Hoffmann- Berling. "Wir hatten am Anfang etwas Angst wegen des zunächst stürmischen Wetters. Aber dann lief alles top. Wir waren schnell drüben."

Offenbar trauten die E.on-Manager auch diesmal nicht so recht der Wetterlage. Deshalb luden sie Carstensen nach Quickborn ein. "Ich wäre lieber nach Helgoland gefahren", bekannte Carstensen.

E.on-Vorstandschef Hans-Jakob Tiessen betonte, dass mit dem Anschluss der Nordseeinsel nach genau 80 Jahren die Elektrifizierung Schleswig-Holsteins abgeschlossen sei. Die Kosten für das teure Seekabel, "ein finanzieller Kraftakt", würden durch das geltende Solidarprinzip auf alle Haushalte im Lande umgelegt. "Wir sorgen dafür, dass alle Bürger zu gleichen Preisen mit Strom versorgt werden und schaffen so gleichmäßige Lebensverhältnisse in Stadt und Land."

Für die etwa 1000 Haushalte auf Helgoland bedeutet diese neue Stromverbindung nicht nur ein künftig sichereres Netz. Sie sind nun auch weitgehend unabhängig von den Ölpreissteigerungen. Zudem können sich die 1300 Helgoländer wegen der Befreiung von der Mehrwertsteuer über die günstigsten Energiepreise in ganz Deutschland freuen. Doch noch ist die Energiewende auf Helgoland nicht vollends eingeleitet. Weiterhin versorgen Dieselaggregate die Inselbewohner mit Wärme. "Wir müssen auch die Wärmeversorgung vom Diesel unabhängig machen", fordert deshalb Bürgervorsteher Claus Wickidal.

Auch dabei wolle E.on-Hanse gerne helfen, kündigte Hoffmann-Berling gestern an. Geplant sei, zwei Windkraftanlagen zu bauen, die neben Windstrom auch genügend Wärme produzieren sollen, die für die 20 000 Megawattstunden reichen, die Helgoland im Jahr verbraucht. Auch ein großer Warmwasserspeicher könnte dann für ständig heißes Wasser sorgen. "Das macht Helgoland dann wirklich unabhängig vom Öl und spart bis zu 60 Prozent der Kosten", sagt Hoffmann-Berling über das "nächste innovative Projekt, das wir jetzt anschieben wollen" und das in etwa zwei Jahren realisiert werden könnte.

Mit dem Stromkabel hat Helgoland auch ein Glasfaserkabel erreicht, mit dem schnelle Internetverbindungen, aber auch preiswertes Telefonieren und Fernsehen auf der Insel möglich sind. Hoffmann-Berling: "Daran sind das Wasser- und Schifffahrtsamt und die Polizei sehr interessiert. Auch die Servicestationen der geplanten Offshore-Windparks können das gut gebrauchen."