Mieter des Wedeler Einkaufszentrums hoffen auf einen neuen Eigentümer mit “Herzblut für den Handel“.

Wedel. Die größte Wunde, die die Immobilien- und Finanzkrise in Wedel geschlagen hat, soll im besten Fall mit 16 220 642 Euro, dem Verkehrswert der Immobilie, geheilt werden. Am Montag, 14. Dezember, steht die Zwangsversteigerung der "welau Arcaden" an der Ecke Bahnhofstraße/Feldstraße vor dem Amtgericht Pinneberg an. Wer die Gewerbeimmobilie in bester Lage erwirbt, kann mit rund 110 000 Euro Mieteinnahmen rechnen - und zwar Monat für Monat.

So geht es zumindest aus dem Gutachten zur Verkehrswertermittlung hervor, das der Sachverständige Torsten Kühl verfasst hat und das im Internet unter hanmark.de einzusehen ist. Ob aber das Drama um die Immobilie, das vor mehr als einem Jahr begann, mit dem Gerichtstermin zu Ende geht oder vielleicht zuvor noch ein "Retter" gefunden wird, wie manche munkeln, ist ungewiss. Ob bei der Versteigerung mit 50 Prozent oder höheren Aufrufen des Verkehrswertes begonnen wird, hängt von den Verfahrensbeteiligten ab - und von Investoren, ob bei den Vorgaben überhaupt Gebote abgegeben werden.

Und dabei hatte alles so viel versprechend angefangen - Rückblick in bessere Zeiten: Im Sommer 2006 legte Investor Hartmut Kirchhoff, Geschäftsführer der H.R.E. Hanseatische Real Estate Sechste Projektentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG, den Grundstein für das damals auf 20 Millionen Euro veranschlagte Projekt. Auch Bürgermeister Niels Schmidt hämmerte ein bisschen mit auf den Ziegel und viele Honoratioren applaudierten dazu. Sie waren glücklich über das Ende einer langjährigen Auseinandersetzung Denn vorausgegangen war ein heftiger Wettbewerb mit einem Konkurrenzprojekt an der Feldstraße.

Doch bereits im Oktober 2007, also nur kurze Zeit nach der Eröffnung des Shopping-Centers mit 23 Ladengeschäften und einer Verkaufsfläche von 6500 Quadratmetern, versuchte Kirchhoff die Immobilie an eine englische Gesellschaft zu verkaufen - vergebens. Mit im Paket lag die Option auf einen zweiten Bauabschnitt, für den sich mit C&A und der Haspa schon wichtige Mieter interessierten. Doch statt einen zweiten Bauabschnitt anzugehen, sind nach Informationen der Pinneberger Zeitung noch nicht einmal alle Handwerker des ersten Bauabschnittes bezahlt worden.

Viele Unternehmer - Namen sind der Redaktion bekannt - ballen heute die Faust in der Tasche, wenn sie den Namen Kirchhoff hören. Und auch Bürgermeister Niels Schmidt bekommt einen Gesichtsausdruck wie nach dem Biss auf eine Zitrone. "Ich bin sehr enttäuscht und hoffe, dass der Fall mit der Zwangsversteigerung erledigt wird." Für die Stadt bedeutet "der Fall" nach unbestätigten Angaben den Ausgleich von Forderungen in gut fünfstelliger Höhe.

Vor rund einem Jahr schlug die Stunde des Rechtsanwaltes Ronald Titz. Er wurde als Zwangsverwalter eingesetzt und mit ihm machten die Mieter gute Erfahrungen. Christian Heymann, Geschäftsführer der gleichnamigen Buchhandels-Kette, lobte die wirtschaftlich orientierte Arbeitsweise, seine Filialleiterin Cathrin Schleinzer bezeichnete die Zwangsverwaltungszeit ebenso als problemlos wie Joanna Schädler von der "pluspunkt"-Apotheke. Bis auf Kleinigkeiten zeigte sich auch Jaqueline Szel von "Dat Backhus" zufrieden.

Volker Klein, Inhaber des Edeka-Marktes und damit größter Einzelmieter, sagte: "Mit dem Zwangsverwalter lief es besser als mit dem Eigentümer." Klein hofft, dass bei der Zwangsversteigerung nicht etwa ein anonymer Fonds zum Zuge kommt, dem es nur auf Rendite ankommt, sondern er wünscht sich einen Gesellschafter "mit Herzblut für den Handel". Am 14. Dezember werden alle schlauer sein.

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