Vorwürfe gegen Elke Franke wegen undurchsichtiger Vereinsführung führten zur Streichung der Auszeichnung 2009.

Appen/Uetersen. Es ist ein Eklat - und ein in der 15-jährigen Geschichte des Walter-Damm-Preises einmaliger Vorgang: Wenige Stunden vor der Verleihung hat die Jury ihre Entscheidung korrigiert, den Verein "Holsteiner helfen Holsteinern" mit dem Ehrenamts-Preis zu bedenken. Grund sind Vorwürfe, die Sonnabend gegen die Vereinsvorsitzende Elke Franke aus Uetersen erhoben wurden.

Viele Besucher hatten sich gestern Vormittag bereits im Appener Bürgerhaus eingefunden, als SPD-Kreischef Hans-Helmut Birke ans Mikrophon trat und die Entscheidung verkünden musste. Die Sozialdemokraten vergeben die mit 1500 Euro dotierte Auszeichnung, die an den ersten frei gewählten Landrat nach dem Zweiten Weltkrieg, Walter Damm, erinnern soll. Birke selbst ist Vorsitzender der aus fünf Personen bestehenden, unabhängigen Jury.

Sie hatte sich noch am Montag einstimmig dafür entschieden, aus den 15 eingereichten Vorschlägen Elke Franke und den von ihr 2004 gegründeten Verein auszuwählen. Nach Veröffentlichung dieser Entscheidung ging es jedoch Schlag auf Schlag. Die Lawine ins Rollen gebracht hatte Kreispräsident Burkhard E. Tiemann (CDU), der in einem Brief an Birke seine Teilnahme ohne Begründung absagte und nur darauf hinwies, er tue dies "aus gegebenem Anlass".

Später war zu erfahren, dass Tiemanns Verein "Gemeinsam" mehrfach mit Frankes Projekt "Holsteiner helfen Holsteinern" kooperiert hatte und es dabei angeblich zu finanziellen Unregelmäßigkeiten gekommen sei.

In der Folge meldeten sich weitere Personen zu Wort, die über Probleme in der Zusammenarbeit mit Elke Franke berichteten. Am deutlichsten tat dies am Sonnabend Claus-Dieter Weiß. Der Leiter der Kindertagesstätte Rethfelder Ring hatte 2004 mit Franke den Verein aus der Taufe gehoben und fungierte bis Ende vorigen Jahres als Vize-Chef. "Dann hat es mir gereicht und ich bin zurückgetreten", bestätigte er gestern unserer Zeitung.

Laut Weiß sind bereits seit 2007 die Positionen des Kassenwarts und des Schriftführers vakant. Es haben keine Mitgliederversammlungen stattgefunden, der Vorstand sei nicht entlastet worden. "Ich habe immer wieder gedrängt, eine Versammlung einzuberufen und den Vorstand aufzufüllen." Das habe Elke Franke bis heute verweigert. Belege für Projekte würden fehlen, dubiose Abbuchungen vom Vereinskonto - etwa die Leasingraten für ein Fahrzeug - seien trotz seiner Nachfragen unerklärt geblieben.

"Wir haben Sonnabend in Kenntnis dieser Vorwürfe die Jury noch einmal befragt", erläuterte SPD-Chef Birke. Diese habe daraufhin entschieden, den Preis 2009 nicht zu vergeben. Mit einer Verurteilung von Elke Franke habe dies nichts zu tun, betonte Birke. "Es ist nicht Aufgabe der Jury, den Wahrheitsgehalt der Anschuldigungen zu bewerten. Es ging uns lediglich darum, Schaden vom Walter-Damm-Preis abzuwenden." Alle Vorschläge sollen in die Vergabeentscheidung 2010 einfließen.

Nach Informationen unserer Zeitung fiel die Jury-Entscheidung nicht einstimmig aus. Zumindest ein Mitglied, das an Elke Franke als Preisträgerin festhalten wollte, äußerte dies auch öffentlich: Uwe Damm, der Sohn des Namensgebers: "Mich haben die Vorwürfe nicht überzeugt!"

Elke Franke bezeichnete auf Anfrage die Anschuldigungen als "ungeheuerlich". Sie kündigte für Montag eine Erklärung an - und will laut eigener Aussage alle nötigen juristischen Schritte unternehmen, um die Vorwürfe aus der Welt zu räumen.