Waren am 10. November noch 156 Fälle aktenkundig, zählte das Gesundheitsamt gestern bereits 330 Fälle.

Kreis Pinneberg. Die Schweinegrippe breitet sich im Kreis Pinneberg immer schneller aus. Innerhalb von einer Woche hat sich die Zahl der bestätigten Fälle mehr als verdoppelt. Waren am 10. November noch 156 Erkrankungen an der Neuen Grippe aktenkundig, zählte das Gesundheitsamt gestern 330 Fälle. "Das erhöht sich stündlich", sagt Kreis-Sprecher Marc Trampe. Er warnt jedoch ausdrücklich vor Panikmache und betont, dass im Kreis bisher lediglich milde Krankheitsverläufe aufgetreten sind.

Inzwischen seien fast alle Schulen im Kreis von Schweinegrippe betroffen. "Es gibt eine hohe Zahl an Erkrankungen unter Schülern, aber auch Lehrern." Klassenschließungen werden aus der Grundschule Altgemeinde in Schenefeld, der Roggenfeld-Schule in Uetersen sowie jetzt auch aus der Helene-Lange-Schule in Pinneberg gemeldet.

"Die Verunsicherung ist groß", räumt Marc Dupas, praktischer Arzt aus Uetersen, ein. Der Mediziner war vor drei Wochen landesweit einer der ersten, der die Impfung vornahm - und wurde dabei noch von Fernsehkameras begleitet. "Inzwischen habe ich 100 Patienten geimpft", so Dupas. Jedoch hätten es viel mehr sein können - wenn ausreichend Impfstoff vorhanden wäre.

Dupas bestellt jede Woche größere Mengen - und bekommt nur einen kleinen Teil geliefert. "Wir haben zuerst Wartelisten geführt, da standen schnell 100 Leute drauf, das brachte nichts." Nun werden beim Eintreffen von neuem Impfstoff mit den Impfwilligen, die sich zuerst melden, Termine abgestimmt.

"Ende des Monats sollen wir dann größere Mengen des Impfstoffes erhalten", weiß der Uetersener Mediziner. Die Schweinegrippe, so räumt er ein, habe die Arbeit in seiner Praxis stark beeinträchtigt. Jedoch nicht aufgrund der Impfungen - sondern aufgrund der vielen Fragen. "Diese Woche ist kein Termin mehr frei, wir haben schon eine Notfallsprechstunde eingeführt." Und auch die Telefone würden nicht mehr stillstehen. Verantwortlich sei die Debatte über die angebliche Gefahr durch den Impfstoff Pandemrix. "Es gibt selbst von Experten widersprüchliche Aussagen", so der Mediziner.

Dupas hat von seinen bereits geimpften Patienten keine Berichte über Nebenwirkungen erhalten. Er meint: Jeder müsse selbst entscheiden, ob er sich impfen lässt - dabei jedoch seine Verantwortung für andere bedenken. Dupas: "Ich habe mich für meine Patienten impfen lassen, um nicht selbst auszufallen." Gleiches gelte für den größten Teil seines Praxis-Teams.